Seite:OberamtMergentheim0297.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mergentheim seinen Truppen den Lärmplatz anweisen müssen, woselbst die Armee vier Stunden eher hätte versammelt sein können und durch die Tauber gedeckt gewesen wäre. Ein General müsse seine Truppen stets auf einem vom Feinde entferntesten und gegen ihn am meisten gesicherten Punkte versammeln. Für alle Zeiten wird es freilich falsch bleiben, den Allarmplatz in die Vorpostenlinie selbst zu legen. – Turenne suchte den Grund seines Mißgeschicks am 5. Mai hauptsächlich in der Sorglosigkeit, mit der die Kommandeure der einzelnen Quartiere den Vorpostendienst betrieben und in seiner eigenen Nachgiebigkeit gegen die Unterführer, welche zur Folge hatte, daß die Truppen zu weit dislozirt waren. Turenne selbst schreibt in seinen Memoiren: „Es war gegen das Ende des Aprils, als die Armee zu Mergentheim anlangte; und weil das Gras noch nirgends heraus war, so lag man gleich anfangs dem Marschall inständig an, daß er der Kavallerie erlauben möchte, sich in die kleinen Städte zu vertheilen, wo sie auf den ersten Allarm ihre Bagage zurücklassen und ohne Verzug auf dem Rendezvous erscheinen wollten. Aufrichtig die Wahrheit zu sagen, war es die Nachgiebigkeit des Marschalls, seine Kavallerie nicht leiden zu lassen, sein großes Verlangen, sie schleunig wieder im Stand zu sehen, und endlich die Entfernung des Feinds, der beinahe 10 Stunden davon abstand; dies waren die Ursachen, die den Marschall zur Unzeit zu dem Entschluß brachten, seine Kavallerie in die kleinen Örter zu vertheilen“.

Der Verlauf der Schlacht selbst zeigt, daß an ihrem Verlust Schuld trugen ebenso sehr der falsch gewählte Allarmplatz, als die weite Dislozirung, als der schlecht betriebene Vorpostendienst. Alle drei Umstände bewirkten, daß Mercy sich viel zu nahe und zu spät bemerkt an den Quartierbezirk heranziehen konnte, und daß die Truppen Turennes zu spät und vereinzelt auf dem Allarmplatz eintrafen, einige, wie die Artillerie, denselben überhaupt nicht mehr zur Zeit erreichten. Turenne schreibt: Das Unglück habe es gewollt, daß viele Reiter wegen der Jahreszeit ihren Pferden zur Ader gelassen und folglich so schnell nicht zum Gefecht kommen konnten. Übrigens unterhielt Turenne in Herbsthausen und dem anliegenden kleinen Gehölze eine starke Feldwache.

Am 5. Mai mit anbrechendem Tage begann Mercy, von Bartenstein anmarschirend, aus dem Walde südlich Herbsthausen zu debouchiren und sich in Schlachtordnung zu entwickeln. Die Franzosen hatten indessen schon Kunde vom Anrücken der Bayern erhalten. Der Vogt des Deutschordens zu Herrieden schreibt an einen Nachbar: Avisire Ihn in Eyl, daß Freytag bei einem Dorff, Herbsthausen genannt, Freund und Feynd umb den Mittag an einand khommen, weilen der Feynd durch einen Postillon gewarnt worden, sonsten man ihn noch in den Quartieren bekommen hätt und ahngetroffen. Nach allen Quartieren flogen Ordonnanzen, und Regiment auf Regiment traf auf dem Allarmplatz ein. Zunächst ordnete General Rosen den rechten Flügel der französischen Aufstellung. Er hatte vorerst nur 3000 Mann Infanterie und 7–8 Reiterregimenter zur Stelle. Dennoch war er eben im Begriff, mit seinen schwachen Kräften das schützende Gehölz zu verlassen und sich auf der vorliegenden Ebene zu entwickeln, als Turenne auf dem Gefechtsfeld eintraf. Das Fehlerhafte der

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)