Seite:OberamtMergentheim0298.jpg

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Maßnahmen Rosens sofort erkennend, ordnete Turenne an, daß auf dem rechten Flügel die Infanterie ins Gehölz und hinter dasselbe mit etwas Kavallerie zu stehen komme; im Centrum blieb Herbsthausen von Infanterie besetzt; auf den linken Flügel stellte Turenne seine ganze übrige Kavallerie; Alles in einem Treffen geordnet. Rosen stellte sich auf die äußerste Rechte, Turenne auf die äußerste Linke dieser Schlachtlinie. Im Ganzen zählten hier Franzosen und Weimaraner 10.000 Mann; es fehlte auf dem Platze noch die gesammte Artillerie, und 3 Reiterregimenter waren ebenfalls noch nicht eingetroffen. Die etwas geringere Stärke dem Feinde gegenüber wurde jedoch aufgewogen durch Vortheile des Terrains, namentlich auf dem rechten Flügel, wo vor dem Gehölz und am Saume desselben sich Gräben, Hohlwege und Verhaue befanden. 1

Mercy hatte sich indessen mit seiner tiefen Schlachtordnung der Linie des Feindes genähert und begann dessen Schlachthaufen durch seine Geschütze im Centrum zu beschießen. Bald aber erkannte er, daß es vor allem darauf ankomme, den Feind aus dem kleinen Gehölze zu vertreiben, damit die Kavallerie des linken Flügels unter Werth Freiheit zur Aktion gewinne. Der Feldzeugmeister Rauschenberg stellte sich deshalb an die Spitze der bayrischen Infanterie, und mit dem Rufe: Sancta Maria! stürzte er sich ungestümen Muthes auf die feindliche Infanterie im Gehölze. Die Vertheidiger des Gehölzes gaben eine einzige Salve ab, dann begann ein kurzes Handgemenge, worauf die Bayern Herren des Gehölzes blieben. Die weichenden Franzosen wollten sich im Dorfe Herbsthausen wieder setzen, allein die Bayern drangen mit ihnen ein und schlugen die Feinde noch weiter zurück. Was hier nicht fiel, wurde von den Verfolgern gefangen. Anders standen die Dinge auf dem rechten Flügel Mercy’s, der von Turenne mit der Hauptstärke der weimarischen Reiter attakirt wurde. Die bayrische Reiterei begann hier zu weichen, etliche Haufen flohen. Mercy selbst klagt, er habe gerade hier zu wenig Offiziere gehabt, um Ordnung zu halten und ein gutes Beispiel zu geben; etliche gemeine Reitersknechte werde er wegen erwiesener schlechter Haltung hängen lassen. Turenne glaubte hier schon sichern Sieg in Händen zu haben, als die Kavalleriereserve unter Oberst Kolb das Gefecht auf Seite der Bayern wieder einigermaßen herstellte. Die wirkliche Entscheidung war aber auf dem französischen rechten Flügel gefallen. Sobald hier das Gehölz in den Händen der Bayern war, stürzte sich Johann von Werth mit der gesammten Kavallerie des bayrischen linken Flügels auf die weichende Infanterie und die Kavallerie von Turennes rechtem Flügel. Er warf diesen in ungestümem Anlauf gänzlich über den Haufen, zersprengte die einzelnen Abtheilungen und machte eine Menge Gefangener, darunter auch General Rosen. Ein Glück war es jetzt, daß Werth seinen Sieg nicht weiter gegen Mergentheim hin verfolgte, sondern auf dem Schlachtfelde selbst mit seinen Reiterregimentern rechts einschwenkte, wodurch es ihm gelang, Turenne in der rechten Flanke und im Rücken fassen zu können. Das entschied. Trotz der einzelnen Vortheile, die Turenne erfochten, sah er sich jetzt doch genöthigt, seine Truppen vom linken Flügel zurückzunehmen. Drei Reiterregimenter, welche eben auf dem Marsche von ihren Quartieren

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)