Seite:OberamtMergentheim0336.jpg

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Administrator des Hochmeisterthums etc. wieder erneuert und verbessert worden.

Schon im Jahr 1411 wurde sodann durch die Mildthätigkeit der Agnes Schreiberin, einer reichen Bürgersfrau dahier, ein neuer Bau samt Kapelle gegen den Gänsemarkt hin errichtet, und 1598 durch Deutschmeister Franz Ludwig abgebrochen und schöner wieder aufgebaut, an dem gegen die Johanniskirche herausgehenden Hauptportal, mit zungenausreckender Schlußsteinmaske, sieht man auf das Reichste gefaßt sein Wappen, darüber die h. Elisabeth, Arme speisend, die Inschrift lautet: unter Franz Ludwig ist dieser Bau geführet und vollendet worden. Im Jahr 1712 wurde sodann der gegen das Stadtpfarrhaus hinausschauende Flügel errichtet und so der ganze Complex als Viereck mit Hof abgeschlossen; ein theilweiser Neubau fand dann wieder 1771–72 statt, wie man an folgender Inschrift, samt Wappen, über dem Haupteingang ersieht: Unter glorwürdigster Regierung des hochw. durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Carl Alexander, Hertzogen von Lothringen und Baar, Königl. Hoheit, ist dieser Bau aufgeführt und neu errichtet, auch durch milden Zufluß des weyl. Herrn Hofkammerrath Theodorici Öhningers vermehrt worden Anno 1772.

Die an der Südostecke des Spitals gelegene zu ihm gehörende Spitalkirche zum h. Martin wurde im Jahr 1740/41, nach welchen Jahren man das alte im Spitalhof stehende Kirchlein abbrach, mit Benützung des sogenannten Quartalkirchleins, unter dem ein Ossarium, aufgebaut. Einschiffig mit vieleckiger, unten runder und alter Chornische wirkt es in seinem Innern mit seinen reichen Stuckaturen und Deckenfresken, laut Inschrift von Joseph Gru 1741, sehr freundlich ansprechend. Die Kirchenbänke sind gut geschnitzt im Zopfstil, im selben Geschmack sind die mit Ölbildern und Statuen geschmückten drei Altäre gehalten. Der Hauptaltar trägt die Holzstatue des Patrons, des hl. Martin (s. u.). Auf der mit Pilastern besetzten Westfront ein Thürmchen mit zwei Glocken, und an der Südseite des Kirchleins in einer Eselsrücken-Nische das frühgothische, schwerfällige Steinbild einer Madonna mit Kind.

Die Baurechnung über das Spitalkirchlein ist noch erhalten und geben wir hierüber das Wichtigste:

Dem Werkmeister Kirchmaier, für Abbruch des alten Dachstuhls im Quartalkirchlein und Veränderung desselben, samt Thurm und Emporkirchen zu machen, 170 Gulden.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)