Seite:OberamtMergentheim0366.jpg

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und 1/4 des Johanniter-Ordens festgesetzten Antheil an den Lasten für die Verpflegung des Reichsoberhauptes bei dessen Aufenthalt in Mergentheim, welches gerne von Kaisern und Königen besucht wurde. Die Dominikaner , welche schon um 1250 in Mergentheim sich niedergelassen haben sollen, erstritten sich 1362 das Recht, Haus und Hof mit Mauern zu versehen. Die Johanniter als Inhaber der Stadtkirche sahen sich durch die Erbauung einer Kapelle im Spital mit täglicher Messe 1411 ff. in den Pfarreinkünften beeinträchtigt und klagten bei dem Bischof und dem Konzil von Konstanz. Mit der Bürgerschaft endlich, welche 1342 oder 1343 erstmals dem Deutschmeister huldigte, nachdem Kaiser Ludwig auf Anrufung des letzteren seine den Bürgern gegebenen Privilegien widerrufen und die obrigkeitliche Gewalt des Ordens befestigt hatte – mit der Bürgerschaft gab es in der Zeit der Städtebündnisse und des Städtekriegs manch ernsten Zwist. Der Deutschmeister Konrad Rüd sah sich 1380 veranlaßt, eine neue Huldigung anzuordnen und denen, welche nicht mehr Bürger in Mergentheim sein wollten, Urlaub anzubieten; 1382 aber mußte er gar sechs Bürger gefangen setzen und aus der Stadt jagen.

In den nächstfolgenden Jahren diente Mergentheim wiederholt den Fürsten, Herren und Städten zu ihren Zusammenkünften behufs der Beilegung des Städtekriegs; ja im Oktober und November 1387 hatte die Stadt die Ehre, einen Reichstag, freilich nur einen getheilten – denn die Städte tagten in Rothenburg an der Tauber – in ihren Mauern zu beherbergen. Ihm folgten im Januar und sofort wieder im Februar 1389 vom König einberufene Friedenstage, denen indessen wiederum nur die Fürsten anwohnten. Zahlreiche andere Stelldichein von Fürsten und Herren zu Mergentheim im Ausgang des 14. und während des 15. Jahrhunderts bekunden, wie viel die Deutschherren thaten, das Städtchen zu dem elegans oppidum zu machen, als welches der erste deutsche Geograph des 16. Jahrhunderts, Sebastian Münster, Mergentheim rühmt (Cosmographia ed. 1550 p. 671.) Mit Fug ward daher nach erfolgter Eintheilung des Reichs in Kreise unter den Kaisern Max und Karl V. Mergentheim von der fränkischen Ritterschaft (1529), insbesondere von dem Ritterkanton Ottenwald (1565) als Ort ihrer Zusammenkünfte, der Aufbewahrung ihrer Gelder und Urkunden etc. erkoren.

Was aber für die Stadt das wichtigste war: die Erhebung zum Sitz der Deutschmeisterischen Regierung und zur bleibenden, wenn auch nicht ununterbrochenen Residenz des Hoch- und Deutschmeisters,

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)