Seite:OberamtMergentheim0423.jpg

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1864 auch einem Lehrgehilfen, errichtet. Eine Realschule mit einem Reallehrer besteht seit 1846, mit 2 Lehrern seit 1876.

Von Zöglingen der Mergentheimer Schule haben allein in Erfurt zwischen 1433 und 1514 dreißig von Mergentheim und je einer von Igersheim und Markelsheim studirt, in Heidelberg um 1470 zwei, in Freiburg zwischen 1460 und 1540 drei, in Tübingen von 1477 bis 1644 einer von Igersheim und drei von Mergentheim, darunter Mag. Konrad Fuchs, Kanonikus im Stift Neumünster zu Würzburg 1527. Später finden wir auf der Universität Straßburg zwischen 1701 und 1783 aus Mergentheim 8, aus Wachbach 2. Nicht wenige Universitätslehrer, Ärzte, Schriftsteller etc. sind aus der Schule in M. hervorgegangen (s. S. 428 ff.), auch viele katholische Geistliche: in den letzten hundert Jahren zählt man solche gebürtig von Mergentheim 45, von Apfelbach 4, Igersheim 10 (darunter der berühmte Möhler), Neuseß 3, Löffelstelzen 2, Markelsheim 7 etc.


c. Fürsorge für Arme und Kranke.

Was die Johanniter in Mergentheim gethan haben, um der Ordensverpflichtung zur Verpflegung der Kranken nachzukommen, ist nicht mehr zu ersehen. Die Deutschherren errichteten 1340 einen kleinen, 1379 etwas erweiterten Spital; einen größeren baute und stattete reich aus die Bürgerswitwe Agnes Schreiber in den Jahren 1411–12, ließ auch eine Kapelle darin bauen, zu deren Dotirung ihre Schwester Katharina Schäfer mit beisteuerte. Die Johanniter protestirten gegen den eigenen Spitalgottesdienst, erlangten aber vom Konzil in Konstanz 1416 nur so viel, daß bloß ein einziger Altar mit stillen Messen, außer am Tage des Patrons, St. Martin, und ein Benefiziat ohne Seelsorge gestattet wurde. Die Haupterwerbungen der rasch aufblühenden Anstalt sind: der Üttingshof 1414 ff., die ehemaligen Güter der Klause Neunkirchen 1534. Im Jahr 1579 wurde das Gebäude, namentlich der Flügel gegen die Stadtkirche, gründlich renovirt, 1601 dem Spital das Vermögen der als Hexe verbrannten Witwe Grosmann im Betrag von 1200 Gulden, 1617 weitere 1000 Gulden Strafgelder zugewiesen, 1629 vom Deutschmeister 6000 Gulden zum Grundstock geschenkt. 1730 mußte der Flügel vom Brunnen gegen den Johannishof neu gebaut werden; man nahm dazu von dem Vermögen des wegen der Übergabe von Heidelberg an die Franzosen 1693 aus dem Deutschen Orden gestoßenen und verbannten

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)