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Im Jahr 1764 genehmigte der Deutschmeister Karl Alexander den Bau eines Krankenhauses für Invaliden, arme Bürgersleute und Ehehalten (Dienstboten), des sog. Karolinum, auf dem für eine Kaserne erkauften Platz, mit Invalidengeldern, dem Erlös einer Lotterie etc.


d. Medizinalwesen.

Wissenschaftlich gebildete Ärzte finden sich in Mergentheim seit der Mitte des 16. Jahrhunderts, Deutschmeisterische Hofärzte und Stadtärzte seit 1565, der erste Stadtapotheker 1567 genannt; unter den Hof- und Stadtmedicis war 1575–79 ein Jude. Um 1680 wurde der Apotheker der Gehilfe und bald der Nachfolger des Hof- und Stadtarztes. Unter den in den letzten hundert Jahren angestellten Ärzten ragen mehrere durch über die nächste Umgebung hinaus anerkannte Tüchtigkeit hervor: E. Ph. Bottinger † 1808; J. N. Thomann, des Vorigen, seines Schwiegervaters, Adjunkt, als Professor in Würzburg früh gestorben 1804; Justin Röser von Mergentheim, Vater der zwei bekannten Ärzte in Athen und in Bartenstein (s. S. 431) Leibarzt und von 1809–1813 auch Oberamtsarzt; E. F. Bauer † 1838 (s. S. 432); F. Höring, seit 1831, und F. Krauß von Weikersheim, seit 1844 in Mergentheim.


e. Postwesen.

Vor Einführung der Taxis’schen Reichspost waren die Deutschordischen Juden verpflichtet, für die Herrschaft die nöthigen Postpferde zu halten; waren wenig oder keine Juden da, so hatten die Metzger und die sog. Hübner (Pächter der Ordensgüter) jene Obliegenheit. Für die Privat- insbesondere die Handelsleute war ein verpflichteter, von der Kaufmannschaft besoldeter reitender Bote aufgestellt, welcher mit herrschaftlichem Geleite Briefe und leichte Pakete nach und von Köln brachte. Im Anfang des 16. Jahrhunderts stellte die Regierung einen eigenen Postmeister an, der für das Halten von 4 Pferden 200 Gulden jährlich erhielt. Die Reichspost brachte keine wesentliche Änderung und Besserung, bis 1706 von der Kaiserlichen Reichsposthalterei ein Botenmeister und Postverwalter und von der Regierung ein Postreiter in Mergentheim angestellt wurde, welch letzterer jeden Mittwoch und Samstag mit dem Felleisen nach Würzburg und zurück ritt. 1748 wurde die Extrapost in Pacht gegeben. 1789 war die Zahl der wöchentlich in Mergentheim ankommenden Posten 10, der abgehenden 8.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)