Seite:OberamtMergentheim0435.jpg

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Asche in Anwendung; Dreschmaschinen und einige Walzen sind vorhanden.

Man baut hauptsächlich Dinkel, Gerste und Haber, von Brachgewächsen Kartoffeln und Angersen; der Futterkräuterbau ist bedeutend; Flachs und Hanf nur zum eigenen Gebrauch. Nach auswärts können etwa 500 Scheffel Dinkel, 2000 Schfl. Gerste und 2000 Schfl. Haber abgesetzt werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Erzeugnis, das im Ort selbst verbraucht wird; die meisten Wiesen sind zweimähdig, aber keine bewässerbar.

Die Obstzucht ist bedeutend und in Zunahme; das Obst geräth gerne, von Kernobst sind am häufigsten die Luikenäpfel, von Steinobst die Zwetschgen. Das Obst wird im Ort verbraucht und größtentheils vermostet; die Jungstämme bezieht man meist aus der Umgegend, doch ist ein Baumwart aufgestellt.

Der Weinbau ist unbedeutend und nimmt eher ab als zu, der nicht besonders gute Wein kommt selten zum Verkauf und dient meist nur zum Haustrunk; die Bauart ist der kurze Rebenschnitt, den Winter über werden die Reben (meist „Süßrothe“) bezogen. Der höchste Ertrag eines Morgens beläuft sich auf 4 Eimer.

Die Gemeinde besitzt eigenen Wald, theils Laubwald, theils Nadelwald, theils gemischten Wald, welcher der Gemeindekasse jährlich einen Erlös von 860 M. abwirft; ferner besitzt die Gemeinde ausgedehnte Weiden, wovon die Pachtsumme jährlich 2000 M. einträgt, wogegen die Pferchnutzung der Gemeinde jährlich 900 M. einbringt. Hohenlohe-Langenburg besitzt auf hiesiger Markung 320 Morgen Wald.

Die Pferdezucht ist etwas im Zunehmen, die Pferdehaltung ziemlich bedeutend; die Rindviehzucht ist in gutem Zustand, man hält den Neckarschlag mit Simmenthaler gekreuzt und hat hiezu zwei Farren dieser Racen aufgestellt. Es wird viel Vieh gemästet und dann nach auswärts verkauft.

Der Ortspächter läßt 700–750 Stück deutscher Schafe, die hier überwintert werden, auf der Markung laufen.

Schweinezucht findet nicht statt, aber die Schweinemastung ist beträchtlich und es wird viel nach außen verkauft. Die Bienenzucht ist etwas im Zunehmen.

Von Stiftungen bestehen: die Brümmer’sche für Ortsarme und Ankauf von Schulbüchern für arme Kinder, mit jährlichen 6 Mark Zinsen; die Stiftung des Grafen Karl Ludwig von Hohenlohe zu Weikersheim mit 2000 Thalern, zur Verbesserung

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0435.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)