Seite:OberamtMergentheim0528.jpg

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Die Erwerbsmittel der Bevölkerung bestehen in Feld- und Weinbau, Viehzucht und den gewöhnlichen Gewerben.

Im Ort befinden sich 3 Schildwirthschaften und 1 Schenkwirthschaft, 1 Kauf- und 1 Kramladen. Von den Handwerkern sind am stärksten vertreten Weber, Schuhmacher, Schneider und Maurer, die sämmtlich auch nach außen arbeiten. Eine Ziegelei wird mit gutem Erfolg betrieben. Die 2 Mühlen haben je 3 Mahlgänge und 1 Gerbgang, die untere Mühle auch 1 Gipsstampfe.

Die mittelgroße Markung hat einen ziemlich fruchtbaren meist leichten und theilweise hitzigen Boden, der Untergrund ist meistens Lehm. Nasse Wiesen kommen keine vor; 2 Kalksteinbrüche, sowie Lehm- und Kiesgruben sind vorhanden.

Das Klima ist im Allgemeinen mild, doch kommen schädliche Frühlings- und Herbstfröste, auch kalte Nebel nicht selten vor, weil das Tauberthal dem Nordostwind sehr ausgesetzt ist. Hagelschlag ist selten, Gewitter gibt es dagegen häufig.

Der Stand der Landwirthschaft hat sich seit der Zehnt- und Gefäll-Ablösung sehr gehoben und kann die Vergleichung mit dem der andern Orte des Bezirks wohl aushalten. Die Parzellirung ist ziemlich groß; als Dünger werden neben dem Stalldünger Gips, Kompost und Asche verwendet, die Düngerstätten könnten noch immer besser und zweckmäßiger angelegt werden, doch wird die Jauche meist sorgfältig gesammelt.

Als Pflug ist hauptsächlich der Hohenheimer eingeführt; eiserne Eggen, ferner Walzen, mehrere Dreschmaschinen und sehr viele Futterschneidmaschinen sind im Gebrauch. Man pflanzt vorherrschend Roggen, Dinkel und Gerste, weniger Weizen und Haber, ferner Kartoffeln, die besonders gut gedeihen, und Futterkräuter, Flachs und Hanf nur für den eigenen Bedarf.

Nach außen können verkauft werden 300 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Roggen und 1000 Scheffel Gerste. Der Wiesenbau ist im Verhältnis zur Markung nicht ausgedehnt, das Futter aber sehr gut; von den sämmtlich zweimähdigen Wiesen können nur 7 Morgen bewässert werden. Futter wird in manchen Jahren noch zugekauft.

Der Weinbau ist ausgedehnt und liefert in guten Jahrgängen ein vorzügliches Gewächs, das sich den besten übrigen Tauberweinen, wie dem Markelsheimer, Karlsberger u. s. w. würdig an die Seite stellt. Die geschätztesten Lagen sind die Steckenhalde und die mittlern Lagen des Tauberbergs. Man

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0528.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)