Seite:OberamtMergentheim0536.jpg

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Markung hat einen theils fruchtbaren, theils mittelfruchtbaren, meist schweren Boden, das Klima ist gemäßigt, schädliche Frühlingsfröste sind nicht allzuhäufig, gegen Osten und Norden ist die Markung oft starken Winden ausgesetzt, Hagelschlag selten (doch 1873 und 1874 sehr verderblich), die Gewitter nicht gerade zahlreich und nicht besonders heftig.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand; man sucht dem Boden durch Humus-Erde, Gips und Asche nachzuhelfen; verbesserte Ackergeräthe sind eingeführt. Man pflanzt besonders Roggen, Dinkel, Haber, Gerste, Erbsen, Linsen, Wicken, Winterweizen, Kartoffeln und Kohlrüben, und viel Futterkräuter, Rothklee, Luzerne, Esparsette, Wickenfutter, Angersen. Nach auswärts können jährlich 100 Scheffel Dinkel, 50 Scheffel Gerste, 30 Scheffel Haber, 30 Scheffel Weizen und 50 Scheffel Roggen abgesetzt werden. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, die meisten Wiesen sind zweimähdig. Der Weinbau fand in früheren Jahren an den Bergabhängen gegen die Tauber statt, wurde aber schon vor langer Zeit wegen Unergiebigkeit aufgegeben. Einige Bauern in Burgstall besitzen etliche Weinberge im Tauberthal auf bayrischem Gebiet. Die Obstzucht ist in stetem Zunehmen, in letzten Jahren wurden auch viele Obstbäume an Wegen und Straßen gepflanzt; späte Mostsorten gedeihen nicht ungern. Eine kleine Baumschule, die dem von der Gemeinde aufgestellten Baumwart gehört, ist im Ort.

Die Gemeinde besitzt 26 Morgen Nadelwald, dann besitzt dieselbe noch einige Güterstücke, die dem Schäfer und der Schulstelle zur Nutznießung überwiesen sind.

Die Pferdezucht (Landschlag) ist unbedeutend, ebenso die Pferdehaltung, die Rindviehzucht dagegen gut, gegenwärtig sind 2 Simmenthaler Farren aufgestellt; der Handel mit Vieh (auch gemästetem) ist bedeutend.

Auf der Markung laufen ferner 600–700 Bastardschafe, die den Bürgern gehören und im Ort überwintert werden; Gänsezucht und Bienenzucht ist nicht unbedeutend. Der Weiher in Schonach ist mit Spiegelkarpfen besetzt und wird verpachtet.


Finsterlohr, alt Finsterloch, Finsterloh – lohe = finsterer Wald. Herren von dort werden seit 1224 und bis nach der Mitte des 16. Jahrhunderts genannt, in den Urkunden übrigens durchaus nur mit Lehen, Gütern und Anstellung an andern Orten, als Finsterlohr. Lehensherren waren das Hochstift

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0536.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)