Seite:OberamtMergentheim0652.jpg

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Sehr gutes Trinkwasser liefern stets reichlich 3 Pump- und 2 Schöpfbrunnen; im Pfarrgarten eine Quelle, der Pfarrbrunnen, im „weißen Rain“ das „Brünnlein“, dann der im Sommer versiegende Mönchsbrunnen im Mainzer Winkel. Im Pfarrgarten sei früher ein Weiher gewesen. Der Wachbach und der Althäuser Bach vereinigen sich unterhalb des Orts.

Die Vicinalstraße von Mergentheim nach Althausen führt durch den Ort, die Staatsstraße, mit neuer großer steinerner Brücke über den Wachbach, von Mergentheim nach Künzelsau östlich vom Ort, auf dem anderen Ufer, vorbei. Außerdem gehen über den Wachbach eine Brücke von Stein und eine von Eisen, und ein steinerner Steg.

Die Einwohner sind zum größeren Theil nicht vermöglich, Reiche sind keine vorhanden; die Mittel des Auskommens bestehen in Feldbau und Taglohnarbeiten. Der größte Grundbesitzer hat 55 Morgen Feld und 5 Morgen Wald, der Mittelmann 20–25, die ärmere Klasse 1–3 Morgen Feld. Die Ortsbürger haben auf angrenzenden Markungen etwa 50 Morgen Feld und 40–50 Morgen Wald.

Von Gewerbetreibenden sind die gewöhnlichen Handwerker vertreten, die theilweise auch nach Mergentheim arbeiten.

Eine Getreidemühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Sägmühle und eine Lohmühle mit Hanfreibe bestehen außen am Ort. Zwei Schildwirthschaften, darunter eine Bierbrauerei, und ein Kramladen sind vorhanden.

Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, theils leicht theils schwer; Dinkel, Gerste, Roggen und Haber gedeihen gut, die übrigen Getreidearten etwas weniger. Das Klima ist mild, doch sind schädliche Frühlingsfröste häufig. Hagelschlag ist selten; Gewitter kommen nur zuweilen in unmittelbare Nähe. Drei Steinbrüche mit harten Kornsteinen bestehen.

Der Zustand der Landwirthschaft ist befriedigend, Gips und Kompost dient neben der fleißig gesammelten Jauche als Düngungsmittel; verbesserte Ackergeräthe, eine Dreschmaschine, Futterschneidmaschinen u. s. w. fanden Eingang.

Von Dinkel können jährlich 200, von Gerste 200, von Haber 30 Scheffel nach außen verkauft werden. Der Futterkräuterbau ist nicht von Bedeutung, man pflanzt Blauklee, Wiesenklee, Esper und Pferdemais. – Auch Hopfen wird gebaut und dieser nach auswärts verkauft.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 652. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0652.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)