Seite:OberamtMergentheim0674.jpg

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Renovirt Anno Christi 1681. Landvogt waren: Johann Friederich Bezoldt und Johann Balthasar Staudt, beede Alt Bürgermeistere in Rotenburg. Dabei ihre Wappen. Der Thurm steht am Rothenburger Landgraben (Landhecke) der hier doppelt, nämlich zweimal mit Wall und Graben hingeführt ist. Wasser füllt noch die Gräben, Sumpfgewächs und Dorngestrüpp steigt über die Wälle. Hinter dem Thurm und der Landhecke stehen einige Häuschen und ein steinerner Schöpfbrunnen mit der Jahreszahl 1727. Weit umher reicht der Blick von dieser hohen Stelle aus und eigenthümlich ist der Eindruck, den der einsam stehende starke steinerne Thorthurm mit den verwilderten Resten der alten Landhecke macht, hier vor Zeiten Einlaß gewährend in das große und fruchtbare Gebiet der mächtigen Reichsstadt.

Der Ort Lichtel war bis dahin sehr spärlich mit Trinkwasser versorgt, dem ist jetzt durch eine in neuester Zeit angelegte Wasserleitung mit Hochreservoir (mit einem sog. hydraulischen Widder), deren Druckwerk täglich 100 hl. Wasser liefert, abgeholfen. Der Aufwand betrug etwa 5000 M.

Jede der drei zu Lichtel gehörenden Mühlen unten im Thal hat (von jeher) ihren eigenen laufenden Brunnen. In Lichtel und Ober-Rimbach besteht eine Wette.

Die Geschichte von Ober-Rimbach (zum Namen vergl. Nieder-Rimbach) ist in der Hauptsache die Geschichte von Lichtel. Den Zehnten entrichtete Ober-Rimbach an die St. Wolfgangskapelle in Rothenburg. Es wurden daselbst 41 Dienste geleistet und 9 Wagen gestellt, auch ein Weggeld entrichtet.


Lichtel, alt Lihen- Lichental (vielleicht = Waldthal ahd. leoh, lioh, Nebenform von lôh, Förstemann, Altd. Namenbuch II. 2. A. 998.) ist im 13. Jahrhundert und im ersten Viertel des 14. im Besitz der Herren v. Hohenlohe-Brauneck, unter Würzburgischer Lehensherrlichkeit. Im 14. Jahrhundert nennen sich Hohenlohische Dienstmannen, die zum Theil auch in Rothenburgischen Ämtern stehen, nach der Burg Lichtel. Die Witwe eines Brauneck schenkte 1324 Burg, Dorf und Kirche Lichtel den Deutschherren, welche dafür einen Ordensgeistlichen in der Burg halten müssen; der Orden trat aber 1340 und 1349 das Ganze an Würzburg ab. In dem Krieg der Städter gegen den Bischof von Würzburg und seine adeligen Genossen 1381 hart mitgenommen, wurde die Burg mit allen Rechten

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 674. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0674.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)