Seite:OberamtMergentheim0794.jpg

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eine von etwa 100 Meter. An dem in hübschem Rococo gehaltenen Marktbrunnen steht: Hergestellt im Jahr Christi 1768. Die Markung ist ziemlich reich an Quellen; die bedeutendsten sind im „Rohhof“, von denen die Stadtbrunnen, und im Winterberg, von denen der Schloßbrunnen gespeist wird. Auf dem Hof Aischland ein See, aus dem das Vieh getränkt wird, früher lagen im Vorbachthal, gegen Laudenbach, mehrere Seen.

Vizinalstraßen gehen von hier nach Schäftersheim und Queckbronn, Elpersheim, Pfitzingen und Laudenbach; über die Tauber eine steinerne Brücke und ein bedeckter Steg, der rothe Steg, über den Vorbach eine steinerne Brücke und drei kleine Stege; sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen nicht sehr günstig, da viele Familien einzig auf den Ertrag ihrer vielfach nicht gerade ausgedehnten Weinberge angewiesen sind. Der größte Grundbesitz beträgt 50 Morgen, der des Mittelmanns 15, und der ärmeren Klasse 11/2–3 Morgen.

Die Standesherrschaft Hohenlohe Langenburg besitzt, außer dem Schloß (s. o.) mit seinen zahlreichen und ausgedehnten Nebengebäuden, auf der Stadtmarkung 66 Morgen, darunter 19 Morgen Weinberg und den 362/8 Morgen großen Schloßgarten.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner sind in erster Linie der Weinbau, dann Feldbau mit Viehzucht, sodann die Gewerbe, unter denen die Wirthschaften, 20 mit 2 Bierbrauereien, am häufigsten sind. Außerdem bestehen eine Orgelbauwerkstätte, eine Reparaturwerkstätte für landwirthschaftliche Maschinen, drei Mühlen, von je drei Mahlgängen und einem Gerbgang, in der Taubermühle auch ein Ölgang und eine Hanfreibe; eine Sägmühle, sieben Kauf- und drei Kramläden. Unter den gewöhnlichen Handwerkern sind am stärksten vertreten die Bäcker, deren es 9 gibt. Nach außen wird nicht viel gearbeitet.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, mittelschwer, mehr hitzig als naßkalt, meist tiefgründig, auf der Höhe etwas steinig. Ein Theil der städtischen Wiesen und die in der Froschgrube, am Vorbach gelegen, sind in Folge reichlicher Quellen naß und erzeugen saures Futter. Das Klima ist mild, im Sommer sind die Nächte selten kühl, dagegen schaden oft im Mai Fröste und kalte Nebel, auch ist die Gegend durch ihre Lage starken Zugwinden ausgesetzt. Hagelschlag selten, Gewitter etwas häufiger, der nahe Winterberg bildet eine Wetterscheide.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 794. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0794.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)