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Die Landwirthschaft wird eifrig betrieben, doch hindert einen günstigern Betrieb die allzugroße Parzellirung der Grundstücke und der Mangel an geeigneten Dungstätten. Verbesserte Ackergeräthe finden Eingang. Vorherrschend baut man Dinkel und Roggen, dann Gerste, von der noch nach außen verkauft wird, Weizen und wenig Haber; es bestehen in der Stadt eine vielbesuchte Fruchtschranne und zwei größere Fruchthandlungen. – In bedeutender Anzahl wird der blaue Klee gebaut.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, die an der Tauber gelegenen Wiesen sind zweimähdig, die am Vorbach theilweise dreimähdig; bewässert können 35 Morgen werden; von dem Futter wird noch einiges nach außen verkauft.

Der Weinbau ist ausgedehnt; auf den Morgen kommen 3500 Stöcke, die den Winter über bezogen werden; man pflanzt hauptsächlich Junker, Österreicher und das sog. Süßrothe; die besten Lagen sind der Karlsberg, die unmittelbar daran stoßende Hardt und der Schmecker am Winterberg, der höchste Ertrag eines Morgens 5 Eimer. Der Wein, insbesondere der Karlsberger und Schmecker, gehört zu den gesuchteren Tauberweinen und wird zum größten Theil nach auswärts verkauft. Der höchste Preis eines Eimers betrug im Jahr 1873 170 Mark, der niederste im Jahr 1877 60 Mark. – In den 30er und 40er Jahren wurden wegen häufigen Frostschadens manche Weinberge ausgereutet.

Die Obstzucht ist im Zunehmen, die Gemeinde selbst pflegt viele Obstbäume, aus deren Ertrag sie schon 1200 Mark löste. Von Kernobst werden hauptsächlich Reinetten und Mostbirnen, von Steinobst Zwetschgen gepflanzt. Gute Obstjahre sind in Folge der Frühlings-Nebel und Fröste im Ganzen selten.

Die Gemeinde bezieht aus 280 Morgen gemischtem Wald jährlich 3500 Mark, aus der Brach- und Stoppelweide samt dem Pferch 1700 Mark, und aus verpachteten 111 Morgen Güterstücken 6294 Mark.

In der Stadt befinden sich etwa 18 Pferde; die Rindviehzucht ist nicht bedeutend, man hält zwei Farren, einen vom Neckar- und einen vom Schweizer Schlag. Ein Ortsschäfer läßt im Sommer 300, im Winter 400 Stück Landschafe auf der Markung laufen.

In der Tauber und in einem kleineren Theil des Vorbaches hat die fürstl. Standesherrschaft Hohenlohe Langenburg das Fischrecht,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 795. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0795.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)