Seite:OberamtMergentheim0818.jpg

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et psallendo zu assistiren; auch sind die Pfarrer von Schäftersheim gehalten, synodum in matrice ecclesia zu besuchen.

Übersehen wir noch einmal die stattliche Reihe der Altäre, Kapellen, Kirchen in und um Weikersheim, so können wir nicht sagen, daß es an solchen gefehlt habe. Wenig gerechnet, so standen auf städtischem Gebiete ums Jahr 1425 mindestens 8 Gotteshäuser; dazu stimmt ungefähr, was Dekan Mayer in seinen Excerpten angibt, daß im 15. Jahrhundert 7 Pfründhäuser in den verschiedenen Stadttheilen hier gewesen, 2 im langen Viertel, 2 im Marktviertel, 1 vor dem Schloß. Eine ganze Hierarchie von Geistlichen hatte in Weikersheim Raum vom plebanus und rector ecclesiae parochialis herab zum primissarius, Frühmesser, zum capellanus, altarista und endlich vicarius. Einmal werden denn auch 1 plebanus, 2 primissarii, 4 capellani genannt. Zudem war Weikersheim, wie es scheint, eine Art geistiger Mittelpunkt für eine stattliche Reihe von Pfarrkirchen: 1403 gründet Konrad von Weinsberg und 1404 bestätigt Bischof Johannes von Würzburg eine Bruderschaft unter den Geistlichen in der Herrschaft Weikersheim; darnach haben der Pfarrer zu Weikersheim, der Kaplan und Frühmesser daselbst, der Pfarrer zu Nassau und der Frühmesser daselbst, die Pfarrer zu Schäftersheim, Rettersheim, Münster, Neubronn, Rinderfeld, Oberstetten, der Pfarrer und der Frühmesser zu Niederstetten, der Pfarrer zu Pfitzingen, der Pfarrer und der Frühmesser in Laudenbach und der mit der Mittelmesse daselbst, die Pfarrer zu Elpersheim und zu Stalldorf – zus. 19 – für sich und ihre Nachfolger sich zu einer Bruderschaft um Nutzen und Heils willen aller gläubigen Seelen vereint mit dem edlen Herrn Konrad von Weinsberg und Anna seiner Gemahlin, also daß die obgenannten Pfarrer u. s. w. alle Mittwoch in der Goltfasten (Quatember) gemeiniglich kommen sollten gen Weikersheim in der Pfarrkirche daselbst und sollen mit Andacht Vigilien und Seelenmessen singen und lesen und dazu eine löbliche Messe singen von unserer Frau u. s. w. Verheißen wird dafür ein Ablaß von 40 Tagen für tödtliche Sünden und von 1 Jahr für erläßliche.

Die Reformation wird ihre ersten Wurzeln in Weikersheim unter Graf Wolfgang († 1545) geschlagen haben, welcher als der Erste aus dem Haus Hohenlohe gilt, der für sich selbst zur Reformation neigte und als Landesherr 1541 mit gottesdienstlichen Einrichtungen und Bestellung evangelischer Kirchendiener

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 818. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0818.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)