Seite:Oberamt Biberach 126.jpg

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vormaligen Hülfspriesters in Reinstetten, theils aus dem der vormaligen Schloßcaplanei in Hürbel gebildet. Zur Pfarrwohnung überließ der Gutsherr das Caplaneihaus zu Hürbel sammt Garten; der Staat übernahm einen jährlichen Beitrag von 70 fl. zu den Cultkosten aus den Zehentgefällen, und die Baulast der Kirche, die Pfarrstelle die des Pfarrhauses; das Patronatrecht wurde zwischen der Krone und der Grundherrschaft getheilt. In den ältesten Zeiten hatte Hürbel seine eigenen Edle, die sich von dem Ort nannten; ein Pilgrim de Hürvel kommt in Urkunden von 1127, 1128, 1137 vor. So weit übrigens die Nachrichten von Hürbel sonst gehen, findet man die Familie Freyberg im Besitze; in der Nähe des Orts befand sich auch, wie wir unten sehen werden, ein Schloß, Freyberg genannt, und es scheint, daß, wie auch eine alte Haus-Chronik berichtet die ältere Geschichte des Geschlechts mit dessen Besitzungen im Rottumthale in genauer Verbindung stehe.[1] Die Güter an der Rottum blieben im Besitz der v. Freyberg, bis Friedrich der jüngere v. Freyberg-Eisenberg seine Tochter Anna mit Eberhard v. Stein zum Rechtenstein und Emerkingen, welcher 1419 lebte, vermählte, und seinem Tochtermann das Gut Hürbel überließ. Im Jahre 1520 nach dem Tode Bernhards v. Stein zu Emerkingen theilten sich dessen zwei Söhne, Bernhard und Heinrich, in seine Güter, Heinrich v. Stein erhielt Hürbel, Zillishausen, Simmisweiler, Almethofen und Hochdorf (O. A. Wiblingen), somit den ganzen Bestand der jetzigen Herrschaft Hürbel. Im Theilungs-Instrument heißt es: „der Tail an der Rottumb nit allein kain Edelmannssiz, sondern och gar kein Behausung für


  1. Nach dieser Chronik hätte ein Thamann v. Freyberg ein Schloß Freyberg 2 Meilen von Chur besessen. Dieser Thamann, der im 10. und 11. Jahrhundert gelebt haben mußte, wäre in einer Fehde mit den von Sax auf Hohen-Sax umgekommen, und seine Wittwe, Anna v. Brandis, hätte sich mit ihren zwei Söhnen nach Schwaben begeben, und in der Gegend, das Rottumthal gennannt, niedergelassen. – Sehr schätzbare und ausführliche genealogische Verzeichnisse von dem alten, vielverzweigten Geschlechte der von Freyberg, wovon bei einer andern Gelegenheit Gebrauch gemacht werden wird, verdankt der Herausgeber der Gefälligkeit des K. Archiv-Directors in München, Herrn Staatsrath von Freyberg.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_126.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)