Seite:Oberamt Biberach 203.jpg

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dahin zu bringen, daß das Kloster 1650 und nachher noch einmal aus dem Schutte erstand, größtentheils in der Gestalt, in der es noch ist. Die Kirche wurde erst in den Jahren 1755 und 1756 neu hergestellt. Indeß hatte der letzte Caplan aus Mangel an Unterhalt das Kloster 1686 verlassen und seit dieser Zeit folgten Klostergeistliche anfänglich von Salem, dann, nachdem sich das Kloster unter die Paternität des Abts von Kaisersheim begeben hatte, von Kaisersheim, wovon der eine Beichtvater der Klosterfrauen, der andere Pfarrer der Gemeinde war. Das Kloster erholte sich übrigens zusehends wieder und machte manche neue Erwerbungen. Das Klostergebiet umfaßte die Orte Gutenzell, Bollsperg, Dißenhausen, Niederzell, Weidenbühl, Glaserhof und halb Kirchberg, sodann im Oberamt Wiblingen: Huggenlaubach, Mönchhöfe, 1/3 von Achstetten, Antheil an Laubach, einige Höfe und das Patronat zu Burgrieden, einen Theil der Zehenten und Lehen zu Ober-Holzheim. Die hohe Obrigkeit und der Blutbann waren als östreichische Landvogteilehen im Besitze des Klosters Salem, s. Schemmerberg, sie befanden sich aber im Afterlehensbesitze des Klosters Heggbach, das dafür 1768 an Salem 9000 fl. bezahlt hat. Forst und Jagd waren eine Zugehörung des gräflich Kirchbergischen Glaserforsts, wurden aber mit lehensherrlichem Consens am 13. Juli 1775 mit dem Bezirk Glaserhof an Gutenzell für 22.500 fl. verkauft. In den Verkauf war als eine Zugehörung der Grafschaft Kirchberg auch der Blutbann außerhalb Etters zu Kirchberg an der Iller eingeschlossen.

Das reine Einkommen der Abtei wurde sonst auf 20.000 fl. geschätzt, die Entschädigungs-Commission zu Ochsenhausen berechnete es zu 13.200 fl., die würtembergische Organisations-Commission im Jahr 1806 zu 24.051 fl. Die letzte Äbtissin war Justina, Freiin v. Erolzheim. Durch den Reichsdeputationsschluß von 1803 wurde die Abtei als eine Reichsgrafschaft dem Grafen v. Törring zugetheilt (s. oben) und am 9. Mai d. J. von ihm in Besitz genommen. Durch die rheinische Bundesacte wurde die unmittelbare Grafschaft unter

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)