Seite:Oberamt Blaubeuren 108.jpg

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Dietingen, Gleißenburg und Ringingen hatte das Spital, wie bey den einzelnen Orten näher angemerkt ist, in ältern und zum Theil bis auf die neuern Zeiten hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Unter den Lehen des Spitals befanden sich 25 Falllehen, welche in neuern Zeiten alle allodificirt und in Zinsgüter verwandelt worden sind. Das Einkommen des Spitals beträgt in Geld berechnet 9633 fl., in vorigen Zeiten, bey größeren Fruchtpreisen, höherem Zinsfuß, Steuerfreyheit etc. stieg es wohl auch auf das Doppelte. Die Lasten, welche auf dem Spital, neben seiner Verpflichtung gegen die Armuth und neben den Verwaltungskosten ruhen, sind: die Besoldung sämmtlicher Schullehrer der Stadt, des Pfarrers zu Pappelau und theilweise des Schullehrers daselbst und zu Beiningen, Beyträge zur Besoldung des Stadtpfarrers und des Helfers zu Blaubeuren, und Theilnahme an Ausgaben für Kirchen- und Schulzwecke, wo andere Mittel nicht ausreichen. Die Verpflichtung gegen die Armuth erfüllt es durch Austheilung von Geld, Holz und Lebensmitteln und durch Aufnahme und Verpflegung der Bedürftigsten in dem Spitalgebäude, worin sich dermalen etlich und dreißig befinden. Neben den Armen werden auch s. g. Pfründner aufgenommen. Der eigene Haushalt der Anstalt hat längst aufgehört, die unmittelbare Verwaltung wird von einem Hauspfleger und einem Oberpfleger geführt.

Die Zeit der Stiftung des Spitals ist ungewiß; in dem Spitalgebäude ist ein Geistlicher an die Wand gemalt, mit der Inschrift: „Dieser ist der Stifter und Anfänger an dem Gotteshaus und Spital zum h. Geist, 1420, Herr M. Johannes Rueß er mit Namen heißt, die frommen Megenhart haben auch das Beste wohl dabey gethan“ etc. Dieser Rueß wird auch insgemein als der Stifter des Spitals betrachtet. Der Bau desselben soll im J. 1420 von ihm angefangen worden seyn. Die Megenhart waren ein sehr reiches und viel begütertes Blaubeurer Geschlecht. Der Anfang des Spitals war jedenfalls klein, und nur durch gute Verwaltung, deren sich die Anstalt auch in neuern Zeiten noch zu

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)