Seite:Oberamt Gmuend 033.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

großer Mühe und namhaften Kosten wieder zu Wald kultivirt werden können. Auf der Hochebene der Alb ist der mit zahllosen Jurakalktrümmern gemengte, kalkreiche Boden meist leicht, an einzelnen Stellen thonig und naßkalt; in den Vertiefungen und Mulden erscheint häufig ein schwarzer humusreicher Boden und da wo die Juradolomite zu Tage gehen, kommt ein wenig fruchtbarer Boden vor; im allgemeinen ist der Boden mittelfruchtbar und liefert besseren Ertrag, als die steinreichen, so unfruchtbar aussehenden Felder vermuthen lassen. Endlich haben sich in unserem Bezirk in den Thalebenen und am Fuß der Bergabhänge meist fruchtbare Alluvionen abgelagert, die namentlich auch den Wiesenbau begünstigen.


5. Luft und Witterung.

Die Luft ist im allgemeinen rein und gesund, auf den nicht geschützten Hochebenen frisch und meist etwas bewegt, auf dem Plateau der Alb aber rauh, stets bewegt und häufig stürmisch. In den Thälern, namentlich in dem Rems- und Leinthal, wie auch in solchen, welche in die Alb eingreifen, stellen sich zuweilen kalte Nebel ein, die auf die Obstblüthe und auf feinere Gewächse nachtheilig einwirken. Schädliche Frühlingsfröste sind ziemlich häufig und auf der Hochebene der Alb kamen sogar schädliche Sommerfröste vor. Hagelschlag gehört im allgemeinen zu den Seltenheiten, nur die Orte Bartholomä, Muthlangen, Reichenbach und Wißgoldingen werden zuweilen von demselben heimgesucht, dagegen hat es z. B. auf der Markung Gmünd seit Menschengedenken nur im Jahr 1866, und auf der Markung Straßdorf innerhalb 40 Jahren nur zweimal schädlich gehagelt. Im ganzen Bezirk kommen innerhalb 30 Jahren, von 1825–1854, 22 schädliche Hagelschläge vor; am wenigsten hatte in diesem Zeitraum der Oberamtsbezirk Brackenheim mit 5, und am meisten der Oberamtsbezirk Münsingen mit 62 Hagelschlägen. Im allgemeinen ist das Klima ziemlich mild und das Obst, wie auch feinere Gewächse gedeihen, in den meisten Orten, eine Ausnahme macht Bartholomä, wo nicht einmal der Obstbau fortkommen will; früher hatten sogar mehrere Orte, wie Gmünd, Bargau, Heubach, Lautern, Ober-Bettringen, Reichenbach, Unter-Böbingen, Winzingen und Wißgoldingen Weinbau, der jedoch längst abgegangen ist, und nur an Kammerzen wird die Rebe noch vereinzelt getroffen. Das Frühjahr stellt sich in den milderen Gegenden unseres Bezirks um 8 Tage früher ein, als in den dem Welzheimer Wald nahe gelegenen Orten und um 14 Tage früher, als auf der Hochebene der Alb, wo es überdieß um 2–3 Wochen früher einwintert, als z. B. im Remsthal (s. auch über die klimatischen Verhältnisse die Ortsbeschreibungen.)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)