Seite:Oberamt Gmuend 206.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

von Walter von Rinderbach gestiftet worden sein; es wurde im Bau vollendet 1210 und im 18. Jahrhundert größtentheils neu gebaut; ein einfaches, dreistockiges Gebäude, an dessen Eingang eine Grabplatte eingemauert ist, worauf ein Krucifix und die Inschrift: anno 16 . . den . . . . . starb der erbar Jakob Kämlin etc. Das Gebäude, welches gegenwärtig verschiedene Schullokale (im untern Stockwerk die katholische Volksschule) und die Wohnung des Rektors enthält, ist Eigenthum der Kirchen- und Schulpflege, aber dem Staat für Zwecke des Schullehrer-Seminars überlassen.

2. Das Dominikaner-Kloster (s. oben) ist jetzt zur Infanterie-Kaserne eingerichtet.

3. Das nahe (westlich) bei der Heiligkreuz-Kirche gelegene Augustiner-Kloster, jetzt Oberamt und Kameralamt, ein ansehnliches, dem Staat gehöriges Gebäude, mit einem im Zopfstil gehaltenen Eingang, über dem der h. Augustin aus Stein gehauen und die Jahrszahl 1747 angebracht ist. In einem Zimmer des untern Stockwerks ist ein aus Stein gefertigtes Krucifix mit Maria und Johannes aus gut gothischer Zeit in die Wand eingemauert; ein ähnliches, zugleich mit der Gestalt des Stifters versehen, befindet sich im ehemaligen Refectorium mit der Unterschrift: Jesu fili Dei misere mei, und der neueren: sculpta fuit haec imago sub P. Martino Brezing. p. f. Priore 1508 renov. 1736. An der gegen das Frauenkloster zu St. Ludwig hinlaufenden, ehemaligen Klostergartenmauer ist über einem Thorbogen das Wappen der Stadt mit der Jahrszahl 1504 angebracht. (Über die Augustinerkirche s. oben.)

4. Das Frauenkloster zu St. Ludwig, erbaut 1764/1765 (die Kirche schon 1701) durch Baumeister Keller in Dinkelsbühl mit einem Aufwand von 16.000 fl. an der Stelle des im Jahr 1445 von einer Wittfrau „Hammerstätterin“ gestifteten Seelhauses der Seelschwestern. Das ehemalige Klostergebäude enthält die übrigen katholischen Volksschulen, die lateinische und Realschule. Die geräumige Kirche wurde neuestens unten zu einer Turnhalle und oben zu einem Zeichnungs- und Ausstellungssaal eingerichtet. Das Gebäude nebst der ehemaligen Kirche ist Eigenthum der Kirchen- und Schulpflege.

5. Das Kloster Gotteszell, jetzt Zuchthaus (s. unten).

Außer den angeführten Kirchen, Kapellen und ehemaligen Klöstern haben wir von öffentlichen Gebäuden noch folgende zu nennen, und zwar:

1. Gebäude, welche Eigenthum der Stadtgemeinde sind:

a. Das Rathhaus, an der Südseite des Marktplatzes gelegen; es wurde in den Jahren 1783/1785 ebenfalls von dem Baumeister Keller aus Dinkelsbühl in einem sehr ansprechenden Rococostil massiv erbaut und in den 90er Jahren von dem Kaufmann Melchior Debler um 11.000 zu seinem gegenwärtigen Zweck

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)