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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Als Beitrag hat jeder (Männer wie Frauen) 2 fl. 36 kr. jährlich zu entrichten, die Lehrlinge aber nur 1 fl. 30 kr.

Die Verpflegung auf Rechnung der Anstalt dauert 90 Tage lang. In dem Etatsjahr 1865/66 wurden im Ganzen 221 verpflegt, nämlich 116 männliche, 105 weibliche Personen mit 3524 Verpflegungstagen; im Durchschnitt war also eine Person 16 Tage im Spital.

Der Spital leidet noch an einem Grundstocksabmangel von 52.330 fl., welche Summe aber eine wesentliche Verminderung erfahren wird, wenn einmal die Komplexlasten bereinigt sind.

Der St. Katharinenpflege wurde schon oben mit dem Bemerken Erwähnung gethan, daß die Einkommenstheile dieser Armenpflege bei der Organisation im Jahr 1803 der neu errichteten Kirchen- und Schulpflege zugewiesen worden seien, daß aber dem Spital zum Heil. Geist die Unterhaltung der Gebäulichkeiten, sowie die Baulast an den Gebäulichkeiten verblieben sei.

In diesem außerhalb der Stadt gelegenen Katharinen-Spital, dessen Ursprung sich nicht ermitteln läßt, aber jedenfalls auch in das 13. Jahrhundert zurückreicht, war nun auch bis zum Jahr 1852 fortwährend ein Theil der Kranken untergebracht; mit der Einführung der barmherzigen Schwestern im Heiligen Geist-Spital, eben in jenem Jahre, wurde aber der Katharinen-Spital mit höherer Genehmigung aufgehoben, d. h. die in Sct. Katharinen untergebracht gewesenen Kranken wurden in den Heiligen Geist-Spital translocirt, womit die Beseitigung der zweierlei Ökonomien sich bezwecken ließ. Es besteht also in der Stadt Gmünd seit 1852 nur noch Ein Kranken- und Pfründnerhaus, nämlich das Spital zum Heil. Geist, auch Stadtspital genannt.

Die weitläufigen Gebäude in Sct. Katharina werden nur noch zu Unterbringung obdachloser Personen und zeitweise zu Bedürfnissen des Militärs verwendet, bleiben aber stets für Heilzwecke in außergewöhnlichen Fällen (wie Epidemien) vorbehalten.

An der Spitze der ganzen Anstalt steht der Hospitalverwalter, welchem 3 Ärzte für innere Heilkunde, Chirurgie und Homöopathie beigegeben sind. Auch ist ein Hauswundarzt ausgestellt. Den ökonomischen Dienst und die Krankenwart versehen 12 barmherzige Schwestern.

In der Verwaltung des Spitals befinden sich auch noch folgende Stiftungen, für welche jedoch abgesonderte Administration und Rechnungsstell besteht.

34) Die Jehlin- und Schad’sche Stipendien-Stiftungspflege mit einem Stiftungskapital von 4282 fl. 2 kr., gestiftet von Abraham Jehlin, gewes. Magister in Dinkelsbühl. Der Zinsen-Ertrag ist für 4 Jünglinge aus der Jehlin’schen und Schad’schen Familie bestimmt. Dieselben treten in Genuß ein, wenn sie an einer öffentlichen lateinischen Lehranstalt die unterste Klasse, welche bei den ältern Studien-Einrichtungen prima classis genannt wurde, frequentiren.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)