Seite:Oberamt Gmuend 294.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

der freundliche, gedrängt angelegte Ort, ziemlich in die Länge gedehnt, und von Bäumen, namentlich hohen Pappeln, angenehm umgeben und unterbrochen. Fast die ganze Markung gewährt schöne Aussichten, besonders an den Rosenstein, Rechberg und Hohenstaufen; sehr schön und weit werden die Ausblicke von den höheren Punkten, vom Schlößle, Birkhof und dem Scheuelberg aus. Die mitunter stattlichen Bauernhäuser lagern sich auf beiden Seiten des munteren, mitten durch das Dorf fließenden Baches und sind theils in die Thalebenen, theils an den sanften Thalabhängen hingebaut; die Straßen sind chaussirt.

Am Südende steht frei und erhöht auf dem ummauerten Friedhof die dem h. Jacob geweihte Kirche, auf der Stätte einer früheren Kapelle erbaut 1729 im Geschmack dieser Zeit, mit einfachen Formen und vieleckig geschlossenem Chore. Schon 1459 wurde durch Heinrich v. Rechberg hier eine Stiftung zu einer ewigen Messe gemacht (s. u.). Die Jahreszahl 1729 steht am westlichen Eingang und darunter „Frantz Joseph Wingert Oberstetmeister“, dabei sein Wappen, ein Weinstock. Auf dem Chor sitzt ein hölzerner Thurm. Das ansprechende mit Gemälden geschmückte Innere ist einschiffig und hat einen Hochaltar im Rococostil, die Seitenaltäre und die Kanzel sind in hübscher, modern gothischer Weise gefaßt. Das Sakramenthäuschen im Chor zeigt noch gothische Formen; auf dem Boden liegen hier schön gemodelte, aus der früheren Kirche stammende Fliese. Von den drei, hübsch im Zopfstil verzierten Glocken hat die größte die Umschrift: magna et mirabilia sunt opera tua. o domine deus. apoc. 15. 1782 goss mich W., die zweite: Anno 1782 goss mich A. Weingarthen in Lavingen, die dritte 1721 goss mich Christian Ginther zu Königsbronn. In der noch ringsum gehenden Friedhofsmauer sind gegenüber der Westseite der Kirche zwei alte Grabsteine mit Wappen eingemauert; auf einem ist noch zu lesen 1616, auf dem andern A. D. 1597 starb Hanns Spies. Die Baulast der Kirche ruht bis jetzt auf der Stadtpflege Gmünd.

Das sehr hübsche zweistockige Pfarrhaus steht mit Scheune und Garten gerade nördlich von der Kirche und ist vom Staat zu unterhalten.

Das gut erhaltene Schul- und Rathhaus, 1832 erbaut, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer, sowie die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 20 Pump- und 35 Schöpfbrunnen; auch lassen sich allenthalben in einer Tiefe von 10–18′ Pumpbrunnen anlegen. Die Markung ist reich an trefflichen Quellen, darunter der Eselsbronnen, der hoch oben auf dem Aalbuch am sog. Hornberg, dann der Tannenbronnen, der in der Nähe des ehemaligen Schlosses entspringt. Einige Brunnen haben Schwefelgeschmack,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)