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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

beim Friedhofe. Die Ortsstraßen sind chaussirt, die Hauptstraße gekandelt und gut gehalten.

Die kleine, mitten im Dorf etwas erhöht stehende, dem h. Nicolaus geweihte Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist noch ganz gut erhalten. Der mächtige zweistockige, mit hohem vierseitigem Zeltdach bedeckte Thurm bildet auch hier wieder den Chor; der ganze Bau zeigt nur wenige und zwar spitzbogige Fenster, das an der Nordseite des Thurmes ist mit sehr schönen gothischen Maßwerken geschmückt. Innen hat das Schiff eine flache Decke, der Thurm ein hübsches Netzgewölbe, das sehr stark übertüncht wurde, so daß die alte Bemalung mit farbigen Flammen kaum noch durchschimmert. Der Triumphbogen ist spitz, an ihm stehen die ziemlich alten Holzbilder des St. Veit und St. Nicolaus. Der Hochaltar ist im Rococostile gehaltet. Von den zwei Glocken hat die größere die Umschrift in lateinischen Majuskeln: sant. petrus. hais. ich. maister. Hans. zu. Essleingen. gos. mich. verbum domini manet in eternum. Amen. Anno 1553. Die zweite Glocke ist viel älter und zeigt die vier Evangelistennamen in gothischen Majuskeln. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das Schul- und Rathhaus wurde 1828 neu erbaut und enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer und die Wohnung des evangelischen Schulmeisters; die katholischen Kinder des Ortes gehen nach Leinzell in die Schule.

Der schöne Begräbnißplatz liegt westlich vom Orte.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 29 Pump-, 3 Schöpf- und ein laufender Brunnen; in ganz trockenen Sommern lassen sie nach, doch fließen zunächst beim Ort zwei nie versiegende reichhaltige Quellen; daher nie Wassermangel. Auch die Markung ist wohlversehen mit Quellen, ein starker Brunnen entspringt in der Heftenklinge und einer im Höllrain; auf der Gesamtmarkung sind noch mehrere kleinere Quellen. Dann fließen über die Gemeinde-Markung die Lein, der Götzenbach, der Bittenbach und der Federbach, die zuweilen, doch ohne zu schaden, austreten. Der Federbach versiegt in sehr trockenen Jahrgängen.

Die Staatsstraße von Gmünd nach Gaildorf geht hier durch; eine kleine steinerne Brücke führt über den Federbach; dann ein Steg über den Bitten- und einer über den Götzenbach.

Unter den Einwohnern sind gegenwärtig über 80 Jahre alt zwei in Göggingen, vier in Horn. Die Volkstracht erhielt sich bei den älteren Personen; die meisten jüngeren gehen leider davon ab, nur daß Frauen und Mädchen noch ihre Bandhauben tragen.

Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Handwerker sind wenige vorhanden und reichen nicht einmal für die

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)