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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

hölzernen Deuchelleitung vom Hochberg her gespeist; das Wasser des sogenannten oberen Brunnens kommt unweit der Fassung ohne größere Deuchelleitung aus dem Berge, ist deßhalb auch ungleich kühler und wird vorzüglich als Trinkwasser benützt. Auch die Markung ist reich an nie versiegenden Quellen mit sehr gutem, nur etwas hartem, kalkhaltigem Wasser, die bedeutendsten geben zusammen den Gutenbach; eine starke Quelle kommt vom Steig, die in der Teufelsklinge ward schon erwähnt. Die Quellen des Klausen- und des Hochbergs treten schon in der Mitte dieser Berge, oder noch höher, zu Tage. Ein Hungerbrunnen findet sich am Fuße des Klausenberges, 1816 und 1846 floß er wie ein Springbrunnen; und am Fuße des sogenannten Sandes, eines Hügels nahe beim Scheuelberge, liegt unterhalb der sog. Erzklinge ein Ziehbrunen mit starkem Schwefelgeruch. Diese verschiedenen Quellen und Bächlein bilden zusammen den Klotzbach oder Heubach.[1]

In der Nähe des Rathhauses liegt eine kleine Wette, auf der Ostseite der Stadt, unterhalb des Steigs, war früher ein Weiher.

Die Korporations-Vicinalstraße von Gmünd über Unter-Böbingen nach Bartholomä geht durch den Ort, ferner führen Vicinalstraßen nach Bargau und nach Lautern; auf obengenannter Straße geht eine steinerne Brücke über den Klotzbach, ferner in der Nähe der obern Ziegelhütte eine hölzerne, von der Gemeinde zu unterhaltende, über den Ziegelbach.

Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 10 Personen 80 und über 80 Jahre alt sind, ernähren sich hauptsächlich durch Feldbau, Viehzucht und Gewerbe, namentlich Baumwollenweberei; die Mehrzahl der Ortsbürger sind Handwerker, meist Weber, die in der Regel nebenbei etwas Feldbau treiben. Es werden viele Korsetten verfertigt, und es bestehen hier Agenturen von Korsettfabriken, und zwar von Canstatt, Göppingen, Stuttgart und Frankfurt a. M.; dann geht von hier ein lebhafter Handel von im Ort gewobenen baumwollenen Zeuglen ins Inland, und mit Glanztaschentüchern nach Baden, Hessen und Preußen. Der früher so schwunghafte Viehhandel hat fast ganz aufgehört, mit Ausnahme des Handels auf den in den Monaten März, Juni und September im Ort stattfindenden, bedeutenden Vieh- und Krämermärkten.

Eingeführt wird hauptsächlich Baumwollengarn.

Ein Frachtfuhrmann fährt nach Gmünd und nach Unter-Böbingen.

Ein Postwagen geht täglich auf den ersten und den letzten Eisenbahnzug nach der Station Unter-Böbingen und zurück.

Zwei Ziegeleien bestehen, dann innerhalb des Ortes zwei Getreidemühlen, die eine mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang,


  1. In einer Urkunde von 1406 schon als Klotzbach aufgeführt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)