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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und hat sich in dem letzten Jahrzehnt sichtlich gehoben, seitdem auf spätblühende, dem Klima mehr entsprechende Obstsorten, wie Luiken, Goldparmäne, Bratbirnen, mehr Rücksicht genommen wurde; von Steinobst werden nur Zwetschgen gezogen. In günstigen Jahren können etwa 500 Simri Kernobst nach außen abgesetzt werden.

Die früheren Gemeindewaldungen wurden im Jahr 1849 an die Ortsbürger vertheilt, die jetzt zusammen 370 Morgen besitzen; übrigens reicht der Ertrag der Waldungen nicht hin, das örtliche Bedürfniß zu befriedigen, so daß noch für mehrere tausend Gulden Holz von außen bezogen werden muß.

Eigentliche Weiden bestehen nicht und nur die Brach- und Stoppelweide, wozu die Gemeinde noch 25 Morgen Wiesen und Weideplätze abgiebt; sie trägt mit Einschluß der Pferchnutzung der Gemeindekasse 1025 fl. ein. Ein Übertriebsrecht steht auf etwa 25 Morgen der Freiherrlich v. Wöllwarth’schen Gutsherrschaft in Essingen zu. Auf der Markung lassen fremde Schäfer 3–400 St. Bastarde laufen, die auch im Ort Überwinterung finden. Die Wolle kommt nach Kirchheim, die fetten Schafe nach Paris.

Die vorhandenen Allmanden wurden im Jahr 1804 den Bürgern um einen billigen Kaufpreis überlassen; gegenwärtig besitzt die Gemeinde noch 60 Morgen Güter, die zum größten Theil als Besoldungsgüter, Schafweiden und zur Entschädigung des Farrenhalters benützt werden, während der noch übrige Theil einen durchschnittlichen jährlichen Pachterlös von 200 fl. abwirft.

Die Pferdezucht und die Pferdehaltung (28 Pferde in der Gemeinde) sind ganz unbedeutend.

Dagegen ist die Rindviehzucht sehr namhaft; man steht hauptsächlich auf eine reine Limpurger Race, die durch 3–4 Zuchtstiere unterhalten wird; dieser Viehschlag ist sehr gesucht und fördert lebhaft den Verkehr und Umsatz auf den Viehmärkten im Ort selbst, wie auch in der Umgegend; in das Ausland kommt nur das von den Viehhändlern aufgekaufte Vieh. Viehmastung betreiben die Brauerei- und größere Güterbesitzer, die jährlich etwa 100 Stück Mastochsen nach Frankreich absetzen. Milch wird viel an die im Ort bestehenden drei Käsereien und nach Stuttgart, Aalen etc. abgesetzt. Im Herbst findet noch Viehaustrieb statt.

Die Fischerei in der Rems und im Ammersbach ist unbedeutend und die Lauter hat gar keine Fische; es kommen Weißfische, Barben, Grundeln und selten Forellen vor. Das Fischrecht in der Rems unterhalb des Dorfs hat der Staat, der es um einige Gulden verpachtet; in der Rems oberhalb des Dorfs und im Ammersbach gehört es der Gemeinde und wird von den Ortsbürgern beliebig ausgeübt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)