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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

im Betrag von 300 fl., deren Zinse zu Schulzwecken verwendet werden.

Es liegt wohl außer Zweifel, daß schon die Römer den Punkt des Schlosses Rechberg benützt und befestigt hatten, hiefür spricht nicht allein die dominirende Lage des Punkts unfern des römischen Grenzwalls, der sich beim Hohenstaufen an die römischen Befestigungen der Alb und ihrer Vorberge anschloß, sondern auch eine römische Heerstraße, die von Lorch her an Maitishof vorüber, unter dem Namen Frankengasse über Rechberg-Hinterweiler und weiter bis Heidenheim führte (s. den Absch. „Römische Alterthümer“). Überdieß wurden schon öfters römische Münzen im Burggraben des Schlosses Hohen-Rechberg aufgefunden.

Nach einer grundlosen Sage hatte der Ort Rechberg-Hinterweiler früher Stadtrecht, zwei Thore und durfte wöchentlich einen kleinen Markt abhalten; es wohnten hier hauptsächlich Handwerksleute, welche für die auf dem Schlosse wohnenden Grafen von Rechberg arbeiteten; später als die Grafen nicht mehr beständig, und seit Mitte des 17. Jahrhunderts gar nicht mehr auf dem Schlosse wohnten, kam das Verfertigen hölzerner Tabakspfeifen auf, das bis zu Anfang dieses Jahrhunderts sehr schwunghaft getrieben wurde, nun aber sehr abgenommen hat.

Auf der zu Hinterweiler gehörigen Flur „Dorf“ wird eine Stelle, auf der man schon viele menschliche Skelette fand, der Kirchhof genannt; hierher sollen im 30jährigen Kriege zur Zeit der Pest, die beinahe alle Einwohner von Hinterweiler wegraffte, die Verstorbenen beerdigt worden sein.

Von den vielen zur Gemeinde gehörigen Parzellen, die mit Ausnahme von Ober- und Unter-Häge sämtlich auf den südlichen und südöstlichen Ausläufern des Rechbergs und dessen westlichem Rückenausläufer malerisch herumliegen, ist nur Rechberg-Vorderweiler von Bedeutung; der ansehnliche Weiler liegt, wie schon oben gezeigt wurde, am südlichen Fuß des Hohen-Rechberg-Kirchberg und wird von der Gmünd-Donzdorfer Landstraße durchzogen.

Den historischen Mittelpunkt dieser Gemeinde und nahezu des ganzen Oberamts bildet die Stammburg der Herrn von Rechberg, um 1200 hohenstaufischer Marschall für Schwaben. Weil die Geschichte dieser Familie mit der fast aller einzelnen Orte des Bezirks verflochten ist, so haben wir dieselbe im allgemeinen Theil VII. vorausgeschickt.

Die Burg wurde zu verschiedenen Zeiten umgebaut und erweitert, der hohe Berfried ist 1652–60 wegen Baufälligkeit abgetragen worden. Schon seit 1585 hielt sich keine Herrschaft mehr da auf, später kam auch die Obervogtei weg und blieb nur ein Förster und Amtsdiener, bis 6. Januar 1865 ein Blitz die Burg entzündete

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_409.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)