Seite:Oberamt Gmuend 430.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

in neuester Zeit entschiedene Überreste einer römischen Niederlassung aufgefunden wurden (s. hier im allgemeinen Theil den Abschnitt „römische Alterthümer“), so unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß auch der sog. Ramsennestweg ursprünglich von den Römern angelegt wurde. Diesen beiden alten Straßen mag wohl der Ort seinen Namen zu verdanken haben.

In dem südwestlich vom Ort gelegenen Neidlingswald kommt die Benennung „Judenkirchhof“ vor.

Straßdorf gehört auch zu den Rechbergischen Stammgütern. Allen Umständen nach haben die Brüder Albrecht der Schilcher auf Hohen-Rechberg und Conrad der Biedermann auf Ramsberg-Straßdorf getheilt und auf ihre Nachkommen vererbt; doch blieb der Ort im Bezirk der höhern Gerichtsbarkeit am Hohen-Rechberg. Albrecht v. Rechberg, Gebhards Bruder, machte Schenkungen an den Spital Gmünd 1356 und 1386; Gebhards Sohn, Albrecht, gab einer Tochter in Gotteszell ein Leibgeding zu Straßdorf und Waldstetten 1409 .. Nebenher waren auch Gmündische Geschlechter begütert. Hans v. Ickingen verkaufte u. a. 1414 an die im Steinhaus seinen Hof und Vogtei über 2 Güter zu Straßdorf. 1469 aber erwarb Ulrich v. Hohen-Rechberg von Hans v. Uffenloch die Behausung zu Straßdorf mit ihren Zubehörden. So erst kam also das feste Haus an die Rechberg, welche sich ein bewohnbares Schlößchen herstellten, bei welchem noch Spuren vom „Schlößlesgraben“ zu sehen sind. (Auch die Localnamen „Burgstal“ und „Burgacker“ kommen vor.)

Die ungefähre Hälfte im Besitz der Illeraichener Hauptlinie v. Rechberg kam theils an den Scharfenberger Ast, c. 3/8, wo dann Philipp v. Ramsberg und 1538 Jörg v. Ravenstein an die Stadt Gmünd verkauften. Nach Jörgs Vater Erkinger hießen diese Unterthanen noch lange fort die Erkingerischen oder Erckischen (2 ganze, 2 halbe Bauern, 2 Selden). Die Falkenstein-Staufenecker Linie mit c. 1/8 starb 1599 aus und die Regreßerbin Anna v. Rechberg, vermählt mit Hans Veit v. Wernav oder Werdenau (unter Mitbewerbung der Herren v. Neuhausen, welche 1603 Besitz ergriffen), erwarb nun 1/2 Donzdorf und den Theil an Straßdorf. Ihrem Sohn Conrad † 1630 folgte der Enkel Georg Ludwig, zu dessen Zeit der Graf Kaspar Bernhard v. Rechberg die 4 Werdenau’schen Güter an sich zu reißen suchte und trotz eines Vertrags von 1649 und 1650 auch dem hinterlassenen Sohne Maximilian Gottfried noch vorenthielt, dessen Vormünder 1662 verhandelten, weil wenigstens den Werdenau’schen Unterthanen keine vollen Gemeinderechte wollten zugestanden werden. Max. Gottfried v. Werdenau hinterließ nur eine Tochter Marie Johanne, deren Gemahl Wilhelm Specht v. Bubenheim

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_430.jpg&oldid=- (Version vom 2.7.2020)