Seite:Oberamt Leutkirch 027.png

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äußern doch auch diese merklich genug ihre erschlaffende Einwirkung auf den thierischen Organismus. – Die hohe Lage, die Nähe der Alpen, die sumpfigten Thalgründe und zahlreichen Torfmoore erzeugen eine größere Menge wässeriger Niederschläge, als die meisten Gegenden unseres Vaterlandes erfahren, wenn gleich diese Menge von der des Oberamts Wangen, namentlich der Gegend von Isny noch übertroffen wird. Über die Thäler und Niederungen lagern sich häufig dichte, kalte, der Vegetation sehr nachtheilige Nebel. Das Illerthal ist insbesondere den schädlichen Wirkungen des nicht selten erscheinenden Mehl- oder Honigthaus ausgesetzt. Reifen und Frühlingsfröste sind etwas gewöhnliches. Gewitter sind ziemlich häufig, aber Hagelschläge suchen, das Illerthal ausgenommen, diese Gegend selten heim. Die Berge von Zeil bilden eine Wetterscheide.[1] – Die Jahrszeiten betreffend, so tritt der Frühling in der Regel spät erst ein, da der April gewöhnlich noch den Wintermonaten beizuzählen ist. Häufig geht in den höhern Gegenden der Schnee erst mit dem Anfang des Mai. Aber mit den ersten warmen Tagen regt sich die Vegetation schnell und kräftig und nimmt dann, wie in dem benachbarten Oberamt Wangen (s. Beschr. S. 30), einen raschen Verlauf. Mit dem August stellen sich gewöhnlich wieder kalte Nächte, mit dem September Reifen, und nicht selten schon zu Anfang Oktobers die ersten Schneefälle ein. Übrigens kommt die Winterkälte, wiewohl sie anhaltender ist, doch an Strenge sehr häufig den kältesten Tagen in den mildesten Gegenden des Landes, selbst in


  1. Die von Westen kommenden Gewitter ziehen von hier theils südöstlich gegen Vorarlberg und Tyrol, theils nordöstlich der Iller und Donau zu; häufig schlagen die Gewitter auf der südwestlichen Ecke des Schloßberges bei Zeil in die Erde. Corresp.-Blatt des landw. Vereins 1822, Bd. I. S. 168. Der hochgelegene Ort Starkenhofen ist Blitzschlägen besonders ausgesetzt; während 80 Jahren schlug der Blitz dreimal in das am höchsten stehende Haus daselbst. Corresp.-Blatt 1838. II. S. 292. - Starke Erdstöße verspürte man den 24. Jan. 1837 in der Gegend von Wurzach.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 027. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_027.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)