Seite:Oberamt Leutkirch 150.png

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dem unvermögenden Kirchenfond, der 500 fl. Kapitalien, 17 fl. jährlichen Hellerzins und einige Scheffel Habergült besitzt. Die Pfarrstelle wurde 1524 dem Kloster Isny einverleibt, und nach dessen Aufhebung dem Grafen von Quadt-Isny zwar zugetheilt, aber sammt dem Vogtrecht zu 30 fl. (statt 14 Malter Haber) von Österreich sequestrirt. Dieses Vogtrecht hatten die Sirgenstein und dann die Humpiß-Waltrams auf Schauenburg als ein Österreichisches Lehen besessen. Die letzte Belehnung geschah im Jahre 1639. Im Jahre 1646 aber sprach das Kloster Isny dieses Vogtrecht an und wurde, ungeachtet der Reklamation von Seiten der Humpiß, in dem Besitz, den es sich zugeeignet, gelassen. Mit der Landvogtei gingen das Patronat und die von Österreich sequestrirten Pfarrgefälle zuerst an Bayern, dann 1810 an Württemberg über, welches letztere sich hierüber 1827 mit dem Grafen Quadt verglich. Das Patronat wechselt zwischen Letzterem und der Krone.[1] Mit der Pfarrei ist ein Widdum verbunden; auf ihr ruht die Baulast des Pfarrhauses. Der Schulsprengel fällt mit der Pfarrgemeinde zusammen und hat einen Lehrer. – Engeratzhofen gehört zu den Orten, welche die Drangsale des 30jährigen Kriegs am schwersten empfanden. Die Pest rieb den größten Theil der Gemeinde-Angehörigen auf, so daß Graubündtner und andere Ansiedler die verlassenen Stätten einnahmen. – Die Weihersmühle, am Ausfluß des Mühlweihers, ist eine Getraide,- Säg- und Ölmühle nebst Gerstenstampf, ehemaliges Wallgauisches Lehen.

4) Grimmelshofen, Weiler mit 45 Einwohnern. Hieher wird, wiewohl nicht ohne einiges Bedenken (Stälin S. 282), die Urk. v. J. 809 (Neug. 167) bezogen, wonach Othram sein Eigenthum in Crimolteshova, im Argengau, dem Kloster St. Gallen übergibt.

5) Liezenhofen, Weiler mit 49 Einwohnern nebst Grünenberg, Hof mit 5 Einwohnern.

6) Meratzhofen, katholischer Pfarrweiler mit 169 Einwohnern nebst a) Sackhof, Hof mit 6 Einwohnern, und b) Sackmühle, Mahlmühle mit 2 Einwohnern. Meratzhofen liegt etwas vertieft, 1/8 Stunde von der untern Argen entfernt, nicht ganz 3 g. Stunden südwestlich von Leutkirch. Die Luft ist etwas feucht, das Trinkwasser nicht zum besten. Die Pfarrkirche zum h. Gordian und Epimachus, ist sehr alt und der Ausbesserung vom Jahr 1822 ungeachtet unregelmäßig und mangelhaft; auch um vieles zu klein. Die Baulast trägt zunächst der Kirchenfond, der 2300 fl. Kapitalien, 17 fl. Hellerzins und 92¼ Sri. Habergült besitzt. Aber unabhängig von diesem wird ein 1831 angelegter Baufond verwaltet, der schon


  1. Schon seit 1781 wechselte vertragsmäßig die Pfarrbesetzung zwischen Isny und dem Hochstift Constanz.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)