Seite:Oberamt Leutkirch 171.png

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Den Bezirk durchziehen zwar keine Landstraßen, aber gute Fahrwege nach Thannheim, Ochsenhausen und Wurzach. Grundherr ist (mit Ausnahme von Ober-Zell) der Standesherr Graf von Erbach-Wartemberg-Roth, welchem der größte Theil der Güter falllehenbar ist. Nur wenige (darunter die ochsenhausisch gewesenen, siehe unten) sind Erblehen. Der Standesherr bezieht sämmtliche Zehenten mit Ausnahme von Unter-Mittelried wo der Graf von Schäsherg Zehentherr ist. Die Zehenten werden theils selbst eingezogen, theils ein- und mehrjährig verpachtet. Sämmtliche katholische Gemeindegenossen haben Kirche und Schule in Roth. Die evangelischen Einwohner pfarren nach Leutkirch.

1) Roth, auch Mönchroth genannt, katholisches Pfarrdorf nebst St. Johann Kapelle und Haus, mit 464 kathol. und 26 evangel. Einwohnern, an der nördlichen Spitze des Landrückens zwischen der Roth und Haslach und in dem durch die Vereinigung dieser beiden Bäche erweiterten Thale, 7½ geogr. Stunden von Leutkirch (über Thannheim) gelegen.

Roth ist der Hauptort der Standesherrschaft des Grafen v. Erbach-Wartemberg-Roth, zu welcher im Oberamt Leutkirch außer dieser Gemeinde, der größte Theil der Gem. Berkheim, die Gemeinden Kirchdorf, Haslach (mit den wenigen, dort bemerkten Ausnahmen) Spindelwaag, und zwei Höfe in der Gem. Thannheim gehören. Der Ort gewährt mit dem standesherrlichen Schloß und der schönen Kirche einen sehr ansehnlichen Prospekt. Das standesherrliche Rentamt, die standesherrliche Forstverwaltung, ein königl. Amtsnotariat, die Schulinspektion für den nördlichen Theil des Oberamts, und ein Amtsarzt haben hier ihren Sitz. Das Schloß war das Konventgebäude der ehemaligen Prämonstratenser-Reichsabtei Roth; es wurde in den Jahren 1682 – 88 in einem gefälligen Styl und in geräumigem Umfang neu erbaut, ist aber gegenwärtig, da es von der Standesherrschaft gewöhnlich nicht bewohnt, und auf seine Unterhaltung (ein Theil des östlichen Flügels ist neuerlich abgebrochen worden), nicht viel verwendet wird, nicht im besten Zustande. Auch der anstoßende Schloßgarten, früher eine angenehme Anlage, ist ganz vergangen, und wird jetzt als Kälberweide benützt. Ein vorzüglich schönes Gebäude ist die an der Nordseite des Schlosses angebaute Pfarrkirche zu St. Verena, mit zwei zierlichen Thürmen. Sie wurde von dem verdienstvollen

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)