Seite:Oberamt Leutkirch 175.png

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Heinrich von Fellheim, Conrad von Ow und Eglof von Lautrach waren gute Haushälter und erweiterten den Besitz durch zweckmäßige Ankäufe. Allein gegen das Ende des 14. Jahrhunderts vereinigten sich mehrere ungünstige Umstände, um einen tiefen Verfall der Abtei herbeizuführen. Kriege, Seuchen, Feuersbrünste, Mißwachs und Theuerung brachten den früher so zahlreich gewesenen Convent ums Jahr 1381 auf 24 Köpfe herunter. Dazu kam die schlechte Wirthschaft der Äbte Conrad Fruenbis und Johannes Barner, welche, statt ihren Finanzen durch Sparsamkeit aufzuhelfen, zu fortwährenden Verpfändungen und Veräußerungen ihre Zuflucht nahmen und dabei die Disciplin verfallen ließen, so daß 1395 ausser dem Abt nur einige wenige Conventualen sich hier halten konnten und das Gotteshaus seinem Untergang nahe war. Ungeachtet einer im Jahre 1395 zu Gunsten desselben von Papst Bonifaz IX. erlassenen Ablaßbulle, durch welche eine ansehnliche Summe aufgebracht ward, sollte es doch noch schlimmer kommen. Ein getaufter Jude, Peter mit Namen, wußte sich in das Vertrauen des Convents einzuschleichen, also daß er 1397 sogar mit der Abtswürde bekleidet wurde. Dieser verhandelte und verpfändete den Rest des klösterlichen Besitzthums,[1] und als 1401 sein Nachfolger,


  1. Ein Zeitgenosse, Martin Hesser (s. unten), der ein Hausbuch (Rationarium) des Gotteshauses hinterlassen, sagt von ihm : „Abbt Peter, der ein töfter Jud ist gewesen, der haut dem Gotzhus vast we ton mit Briefen ze machen und anderen Sachen.“ Der Haß gegen den Abbas recutitus erzeugte die Sage, er habe sich mit den Geldern des Klosters auf und davon gemacht und nichts zurückgelassen, als das in Eisen gegossene Bild einer Katze, wie sie auf eine Maus lauert, mit der Unterschrift:
    Wo diese Katz die Maus erwischt,
    So bleibt ein Jud ein guter Christ.
    Die Sage wird übrigens durch das Necrologium widerlegt, welches den Tod des Abts Peter auf den 21. April 1401 ansetzt.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)