Seite:Oberamt Ulm Seite 085.jpg

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wie er ist, als ein bewundernswürdiges Werk da. Seine jetzige Höhe beträgt 337′. Bis auf eine Höhe von 237′ bildet er eine viereckige, künstlich durchbrochene Säule, wovon jede Seite 69 Fuß breit ist. Auf diese folgt dann der ebenerwähnte Anfang der zweiten Abtheilung, worauf dann das Ganze mit der Bedeckung und einer Glockenlaterne endet, welche an die Stelle der Fortsetzung getreten ist. Der Anblick des Thurms erregt ebenso sehr durch die Zierlichkeit und Mannichfaltigkeit der einzelnen Theile, als durch die Größe und Erhabenheit des Werks im Ganzen, und durch die Leichtigkeit, womit er sich erhebt, Bewunderung. Auf seiner Höhe hat man eine herrliche Aussicht, welche bis an den Säntis und Arlsberg reicht. K. Maximilian I., der nach einer Inschrift den Thurm 1492 bestiegen hat, soll sich an den Rand des Kranzes, der noch keine Einfassung hatte, gestellt und den einen Fuß in die freie Luft hinaus gehalten haben.

Das ganze riesenmäßige Gebäude wurde in der Absicht, es zur Pfarrkirche zu bestimmen, aufgeführt. Die ältere Pfarrkirche zu U. L. Fr. oder Allerheiligen stand vor dem Frauenthor, s. o. Der Weg dahin war für manchen Einwohner sehr weit, in den damaligen kriegerischen Zeiten öfters gefährlich und die Kirche überdieß für die vermehrte Einwohnerzahl nicht mehr geräumig genug. Man beschloß daher eine besser gelegene und geräumigere Pfarrkirche zu erbauen. Nachdem der Abt von Reichenau, als Patron der Kirche, 1376 seine Einwilligung dazu gegeben hatte, wurde ans Werk geschritten und am letzten Juni 1377 der Grund auf einen Rost von Ulmenbäumen gelegt. Aber erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts, nach ungefähr 130 Jahren, ward der Bau bis auf seinen jetzigen Stand gebracht. Es geschah übrigens ohne irgend eine fremde Beisteuer. Wer der erste Baumeister gewesen, ist unbekannt. Es ist auch wohl vergeblich, nach demselben zu forschen. Nach einem Aufsatze, den der verstorbene Pfarrer Weyermann dem Herausgeber dieser Hefte darüber mitgetheilt hat (s. Würtemb. Jahrbücher, Jg. 1834. H. 1), verhielt es sich damit folgendermaßen. Schon im 13ten Jahrhundert bildete sich eine

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)