Seite:Oberamt Ulm Seite 114.jpg

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Wer die Villa erbaut habe, ist ebenfalls ungewiß. Gemeiniglich wird ihre Gründung K. Karl d. Gr. zugeschrieben; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß sie schon vor ihm vorhanden war. Schon sehr frühe findet man neben den Königen noch einen zweiten Besitzer von Ulm und seinem Bezirke. Es war dieser das Kloster Reichenau. Nach einer Urkunde von 813 schenkte K. Karl d. Gr. dem Kloster die K. Villa Ulm. Die Urkunde, welche häufig, auch bei Crusius, abgedruckt ist, wird zwar mit guten Gründen für unächt gehalten, deßwegen kann aber ihr Inhalt in der Hauptsache doch richtig seyn, wie das häufig bei unächten Urkunden der Fall ist. Daß eine Schenkung an das Kloster vorgegangen, und daß dieselbe wahrscheinlich von Karl dem Großen gemacht worden ist, beweist der Besitzstand des Klosters und der Umstand, daß man von einer spätern Schenkung nichts weiß.[1]

Da jedoch die Könige und Kaiser auch nach der Schenkung das Palatium und die dazu gehörigen Güter besaßen, und noch in einer Urkunde von 1241 von einem Königl. Gutsverwalter die Rede ist: so muß man annehmen, daß die dem Kloster geschenkte Villa nur ein Theil von Ulm gewesen sey, und zwar derjenige Theil, womit die Kirche verbunden war. Wie weit sich das K. Kammergut in der Gegend erstreckt habe, läßt sich aus den noch vorhandenen Nachrichten durchaus nicht mehr genau ermitteln. Der Besitzstand des Klosters erstreckte sich zunächst über den Sprengel der Kirche zu Ulm.

Aus der Königlichen und des Klosters Villa Ulm entstand allmählig die Stadt Ulm. Sehr wahrscheinlich ward Ulm schon im 10. Jahrhundert, aus Veranlassung der Einfälle durch die Ungarn, ummauert worden, bestimmt aber wird

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Kaiser Karl d. Gr. schenkte zu gleicher Zeit dem Kloster Reichenau auch die Bezirke von Elchingen und Höchstätt etc., in deren Besitz das Kloster ebenfalls lange Zeit war. S. v. Raiser Gesch. von Elchingen, in der Zeitschrift für Bayern, 1817. S. 152 etc.