Seite:Oberamt Ulm Seite 141.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Bayern blieben im Besitze der Stadt, und am 11. Sept. rückte der Churfürst selber in dieselbe ein, Brandschatzungen aller Art waren nun das Loos der Stadt. Am 6. Juli 1703 rückten die Franzosen ein und die Plackereien fingen auf’s Neue an. Die Schlacht bei Hochstädt, am 14. August 1704, gab Hoffnung auf Erlösung; aber die zurückziehenden Bayern und Franzosen ließen eine Besatzung in der Stadt. Diese wurde nun von den Kaiserlichen eingeschlossen, und die Stadt vom 2. Sept. an beschossen, bis endlich die Besatzung capitulirte und am 13. Sept. abzog. Der Schaden, den das Gemeinwesen der Stadt in dieser kurzen Zeit erlitten hatte, betrug nach einem Schreiben des Magistrats an die Reichsversammlung vom 17. Sept. 1704: 1.545.000 fl., und mit Einschluß des Verlusts der Bürger 3.031.123 fl. Gleichwohl hatten die Drangsale der Stadt und noch mehr die des Landes noch kein Ende.

Ulm, das einst so reiche Ulm, war jetzt so tief herabgesunken, daß es sich der Schulden kaum zu erwehren wußte;[1] es glaubte sich am Ende nicht anders helfen zu können, als daß es zu Veräußerungen schritt. Schon 1693 hatte die Stadt ihren Antheil an Tomerdingen an das Kloster Elchingen für 14.000 fl., und den Antheil an Unterelchingen an das Kloster Salmannsweil für 10.900 fl. verkauft, 1773 veräußerte sie die Herrschaft Wain für 432.350 fl., und die hohe Jurisdiktion über das Kloster Elchingen und dessen im Ulmischen gelegenen Orte, Tomerdingen, Dornstatt, Denkenthal, Unterelchingen und Westerstetten für 80.000 fl., ebenso die Vogtei über das Kloster Söflingen und mehrere andere Rechte, auch einige Mühlen und Werke der Stadt.

Den letzten Stoß erhielt die Stadt durch den französischen Revolutionskrieg. Gleich Anfangs mußte sie an der, von Moreau gleich nach seinem Übergang über den Rhein dem

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. In unsern Tagen würde man freilich die Schulden der Stadt nicht sehr bedeutend gefunden haben. Sie betrugen 1740: 1.674.651 fl. und 1772: 3.885.526 fl.