Seite:Oberamt Ulm Seite 184.jpg

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Der Name des Dorfs, früher immer Hervelsingen geschrieben, wurde neuerlich in Hörvelsingen abgeändert, vermuthlich einer albernen Ableitung zu Lieb: „Hör viel singen!“ In dem sehr wasserreichen Ort – fast jeder Bürger hat seinen eigenen Brunnen – entspringt die Flöz, s. S. 14. Von den Felderzeugnissen zeichneten sich vormals die Erbsen aus, welche sehr gesucht waren, jetzt aber durch die Pariser Golderbsen verdrängt sind. Die Sehr alte Kirche zu St. Martin wird von der Heiligenpfl. und der Gemeinde im Bau erhalten, das Pfarrhaus von dem Staat. Filiale der Kirche sind St. Nikolaus und Witthau. Der Ort hat eine Schule, und seit einem Jahr ein neuerbautes Schul- und Rathhaus, eine Schildwirthschaft und Brauerei, und mehrere Handwerker. Das Wengenkloster in Ulm war Grund- und Patronatsherrschaft in H. mit niederer Gerichtsbarkeit, die hohe Gerichtsbarkeit und Obrigkeit hatte die Stadt Ulm von der Kloster-Schirmvogtei her, welche sie 1383 mit Alpeck erkauft hat. Schon 1219 schenkten Graf Sibotho von Alpeck und sein Sohn Wittigow, welche das Kloster Wengen 1183 gestiftet hatten, demselben die Kirche des h. Martins zu H. nebst Zehnten und eigenthümlichen Gütern daselbst. Wegen seines Besitzes vertrug sich das Kloster 1652 mit der Stadt, welche auch einige Güter zu H., namentlich 1432 und 1438, von denen von Bernstatt erworben hatte. Übrigens besaßen auch das Sammlungsstift in Ulm u. a. Güter und Gefälle in H., die des erstern wurden der Stadt Ulm 1823 zurückgegeben. Wie alle benachbarten Orte wurde auch H. im 30j. Kriege hart mitgenommen, in dem Span. Erbfolgekriege 1704 wurden 17 Häuser niedergebrannt, 1796 und 1800 wurde der Ort rein ausgeplündert.

b. St. Nikolaus, ein Hof auf der felsigen Anhöhe bei Hervelsingen, noch näher bei Alpeck, mit 8 evang. E., Filial von Hervelsingen. Die Zehntverhältnisse sind die gleichen, wie zu H. Die Grundlasten sind unter den obigen begriffen. Der Platz sollte stiftungsmäßig zur Aufnahme von Armen dienen, und hat seinen Namen von einer Kapelle,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)