Seite:Oberamt Ulm Seite 191.jpg

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und Teiche. Unter den Quellen sind die reichsten: der Löffelbrunnen und der Weiherbrunnen. Der bedeutendere Theil des Orts, worin auch fast alle öffentlichen Gebäude sich befinden, ist das Mitteldorf oder der Markt. Er ist noch von der Zeit, als L. zur Stadt gemacht wurde, zum Theil mit einem Stadtgraben umgeben und mit Thoren versehen, und zeigt noch Reste einer Stadtmauer. L. ist der Sitz eines Cam. Amts, eines Unter-Amtsarztes, eines Amtsnotars, eines Revierförsters, eines Oberamts-Wundarztes und eines Oberamts-Thierarztes. Es hat 3 Kirchen, 1 Rathhaus, 3 Schulhäuser, ein s. g. Schlößlein und einen ehemaligen Klosterhof, worin der Sitz des Cam. Amts ist. Die Kirchen sind: 1) die obere Kirche zu U. L. Fr. oder St. Martin, 2) die mittlere, die St. Salvators- oder St. Leonhardskirche, 3) die untere oder St. Peterskirche. Die St. Martinskirche ist die Pfarrkirche des Orts. Sie ist mit einem sehr hohen Spitzthurme versehen, der von 1468 bis 1490 erbaut worden ist, nachdem ein älterer, der von der Kirche getrennt stand, 1462 von den Bayern zerstört worden. Der Thurm ist 218′ hoch und mit einem Blitzableiter versehen. Die Kirche selbst hat nichts Ausgezeichnetes. Kirche und Kirchhof waren mit einer sehr hohen, mit 4 Thürmen besetzten Mauer umgeben, die 1833 abgebrochen wurde. Der Kirchhof war bis 1811 der Begräbnißplatz für alle bürgerlichen Ortseinwohner. Die mittlere oder St. Leonhardskirche, mit einem kleinen Thurm, steht am Anfang des Unterdorfs. Sie war früher nur eine Kapelle und wird daher auch noch auf den heutigen Tag von dem Volk das Käpele genannt. Erst 1612 wurde sie in ihrer jetzigen Gestalt und so hergestellt, daß nun die Kapelle den Chor bildet. Die Kapelle scheint von der Weberzunft in L. dotirt worden zu seyn, s. u. Die untere oder St. Peterskirche, steht zur Seite des untern Dorfs auf dem Gottesacker. Sie ist die älteste Kirche, und hat einen großen, mit einem Satteldache versehenen Thurm; 1796 wurde sie zu einem Heumagazin für die österr. Armee verwendet und seitdem findet kein Gottesdienst mehr darin statt. Bei der Kirche befand

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)