Seite:Oberamt Ulm Seite 218.jpg

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Im J. 1830 kaufte dann letzterer auch, wie oben schon gesagt worden, von der Krone Würtemberg, die vormals Kaisersheimische Hälfte nebst einem altwürt. Lehenhofe, so daß er sich nun im Besitze der Grundherrschaft des ganzen Orts befand. Der ebengedachte altw. Hof war 1332 von Dietmar v. Kaltenburg dem Kloster Herbrechtingen unter der Bedingung überlassen worden, daß dasselbe jährlich 6 Zehnt-Hühner und 4 Malter Getreide in das Kloster nach Echenbronn bei Lauingen gülten soll. Mit dieser Hälfte wurde dem Grafen auch das Patronatrecht der kathol. Pfarrei überlassen. Endlich kaufte der Graf auch noch im J. 1835 von dem Staat den Antheil des letztern an dem Koppeljagd-District N.Stotzingen und den sog. Kaltenburger Jagddistrict um 2987 fl.

Die Stadtgerechtigkeit, welche N.St. 1366 von K. Karl IV. erhalten hat, wurde 1430 von K. Sigismund und 1617 von K. Matthias mit Einschluß der Wochenmarktgerechtigkeit erneuert. Die jetzigen Jahrmärkte erhielt der Ort von der Würtemberg. Regierung 1819.

Die Pfarrei des Orts ist sehr alt. Die Kirche oder Kapelle St. Andreas, welche vermuthlich die erste und älteste Kirche ist, wurde schon 1219 von Graf Berenger von Alpeck dem Wengenkloster zu Ulm geschenkt, das damit auch den sog. Pfaffenbauern Hof erhielt, beides aber 1423 an Peter v. Leimberg gegen Güter zu Börslingen vertauschte. Die Kirche stand auf dem Gottesacker, und wurde erst 1809 als baufällig abgebrochen.

Das Patronatrecht, das, wie wir gesehen haben, 1329 an das Kloster Herbrechtingen verkauft worden, blieb von dieser Zeit an bei dem Kloster und durch dasselbe bei Würtemberg. Durch die im J. 1565 von Heinrich von Stain in seiner Ortshälfte eingeführte Reformation entstanden 2 Pfarreien, eine evang. und eine katholische. Aus Gefälligkeit gegen den Reformator mögen diesem von Würtemberg in Beziehung auf die Besetzung der Pfarrei gewisse Zugeständnisse gemacht worden seyn. Später entstand darüber Zwist, der durch einen Vergleich 1747 dahin geschlichtet wurde, daß der

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)