Seite:Oberamt Ulm Seite 239.jpg

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von J. Fr. v. Riedheim zu Kaltenburg neu gebaut. Die Baulast der Kirche liegt in der Regel auf der Heiligenpflege, die des Pfarrhauses auf ebenderselben und der Pfarrstelle als Großzehntherr. Der Pfarrer ist zugleich Pfarrer in Bissingen, die Gottesdienste wechseln zwischen beiden Orten, Filiale von St. Ulrich sind: Heustadel, Kaltenburg, Reuendorf, Waschhaus. Die Einwohner besitzen wenig Grundeigenthum und sind meist mittellos. In Beziehung auf das Geschichtliche s. o. Stetten.

c. Kaltenburg, ein kath. Weiler mit Heustadel und Waschhaus, an der äußersten nordöstlichen Grenze des Oberamts, 1/4 St. von Lonthal, mit 30 Einw., Filial von Lonthal. Amtliche, Zehnt- und andere Verhältnisse wie bei Lonthal. Der Weiler besteht aus dem alten Schlosse Kaltenburg, mit einigen von armen Leuten bewohnten Schloßgebäuden, welche mit Grund und Boden dem Gutsherrn gehören, s. Stetten. Das Schloß, nun meist Ruine, steht sehr malerisch auf hohen Felsen über dem engen Lonthal, und bietet eine sehr romantische Aussicht dar. Es ist ein sehr altes Gebäude, das 1764 größtentheils einstürzte. Vermuthlich stand hier einst, wie auf mehreren andern Punkten der Umgegend, namentlich Güssenburg, Burgberg, Hürben, Falkenstein, Stetten, O.Stotzingen etc. ein römischer Warthurm, s. v. Raiser O.Donaukreis, II., S. 61. Das Schloß war ein sehr weitläufiges Gebäude, das ein regelmäßiges Viereck von 230′ Länge und Breite bildete. Noch stehen mehrere Thürme, worunter ein alter zerfallener Wartthurm besonders hervorragt. Zwei der Thürme und ein altes Thorhaus dienen jetzt armen Leuten zur Wohnung. Außer diesen Wohnungen stehen noch 2 andere Wohngebäude am Fuße des Berges, und machen mit jenen zusammen den Weiler aus. Das eine davon war der ehemalige Heustadel, das andere das Waschhaus des Schlosses, beide sind nun zu Wohnungen eingerichtet, welche pachtweise von armen Leuten bewohnt werden. Zu dem Schlosse gehört ein großer Garten, den der jetzige Gutsherr wieder herstellen ließ.

Die Burg Kaltenburg bildete mit Lonthal und Reuendorf, nebst 2 Höfen zu Bissingen, wie oben schon bemerkt worden, ehemals eine eigene Herrschaft, welche Bayer. Lehen war und unter Ulmischer Hoheit stand. Sie hatte ihre eigenen Edelleute,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)