Seite:Oberamt Waldsee 091.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und zu Erlernung von Handwerken für arme Jünglinge 800 fl. und 1660 für arme Bürgersleute, die Schulkinder nicht ausgenommen, 2000 fl., wovon der Ertrag jährlich am St. Ottmarstag ausgetheilt werden soll.

Unold’sche Lehrgelds-Stiftung. Der verstorbene Gräfl. Wolfegg-Waldsee’sche Oberamts-Rath Peter Unold, welcher ohne Ursache von seiner Dienstherrschaft entlassen und dadurch mit der letztern in einen Prozeß bei dem Reichskammergericht verwickelt wurde, setzte seine Gattin unter der Bedingung zur Erbin ein, daß sie den begonnenen Prozeß zu Ende führe. In Folge eines den 25. November 1809 von dem königl. Obertribunal geschlossenen Vergleichs erhielt sie nicht nur eine angemessene Entschädigungssumme, sondern auch eine feierliche Ehrenerklärung. Dankbar stiftete sie 1500 fl., mit der Bestimmung, daß die Zinsen den Armen der Stadt- und Land-Pfarrei Waldsee zu Erlernung von Handwerken und weiblichen Arbeiten dergestalt zugewendet werden sollen, daß jährlich am 9ten Oktober von den Zinsen a) einem Knaben, abwechslungsweise je das erste Jahr aus der Stadt-, und das zweite aus der Land-Pfarrei zu Erlernung eines Handwerks nach dem Loos 40 fl., b) einem Mädchen aus der Stadt, zu Erlernung des Nähens, Strickens, Stickens oder Kochens 12 fl., c) einem Mädchen vom Lande zu gleichem Zweck 12 fl. abgereicht werden.

Geschichte und frühere Verhältnisse.

Der Ursprung der Stadt Waldsee wird in einem 1694 angelegten Denkbuch, welches sich auf eine uralte gemalte Tafel, welche auf dem Rathhaus in Waldsee gewesen seyn soll, beruft, auf das Jahr 330 festgesetzt. Nach dieser Tafel, deren Inhalt wir nicht wiederholen wollen, soll ein gewisser Emerius im Jahr 330 die Burg Waldsee erbaut haben, und auf den Grund derselben feierten die Waldseer im Jahr 1730 das 1400jährige Jubelfest der Stadt festlich. Gleichwohl vermöchten wir dieser Tafel, deren Inschrift offenbar ein Werk späterer Zeiten ist, keinen geschichtlichen Werth beizulegen. Daß Waldsee ein sehr alter Ort ist, darüber ist


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)