Seite:Odenwald (Grimm) 018.jpg

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Gemahlin Faustina, Marcus Aurelius, so wie der Faustina, der Gemahlin Antonins.

Die zu einer Trophäe vereinigten an einer von Korkholz nachgebildeten alten Mauer aufgehängten Römischen und Griechischen Waffen sind der Beachtung des Alterthumsfreundes werth. Einer der dabei befindlichen Helme wurde auf dem Schlachtfelde von Cannä gefunden. Wir sehen hier auch einige Centurien-Adler, einen Legions-Adler und einen Thierkopf von Bronze, der bei Terracina im Meere gefunden wurde, und vielleicht ein Schiffsrostrum war.

Das dritte Zimmer enthält eine ziemlich reiche und höchst interessante Sammlung Etrurischer Vasen, die durch Form, Zweckmässigkeit und Zeichnung den praktischen Sinn der Verfertiger, wie ihren richtigen Schönheitssinn beurkunden.

Zu diesen Sammlungen kam noch im Sommer 1821 eine alt ägyptische Mumie, eine ganze Papyrusrolle und ein Fragment einer andern mit zwei Columnen altägyptischer Schrift, der Inschrift von Rosette ähnlich.


Eine halbe Stunde von Erbach liegt in dem immer weiter werdenden Mimlingthal die alte Stadt Michelstadt, gewiss einer der ältesten Orte des Odenwaldes. Wahrscheinlich hat sie ihren Namen von dem Erzengel Michael, dem auch die dortige Hauptkirche geweiht ist. Früher ein Kammergut der Fränkischen Könige, kam sie durch Ludwig des Frommen Schenkung, wie mehrmals erwähnt, an Eginhard, und dieser übergab die Oberherrlichkeit an das Kloster Lorsch, sich selbst und seinen Nachkommen den Besitz nur als Lehn vorbehaltend.

Schon als Eginhard den Ort Michelstadt erhielt, bestand dort eine hölzerne Kirche, an deren Statt bald, wahrscheinlich von ihm, eine steinerne erbaut wurde, vielleicht an derselben Stelle, wo jetzt die Gothische Kirche steht. Er begabte sie auch mit einigen Reliquien des heiligen Petrus und Marcellinus. Diese musste er aber auf höhere Eingebung im Jahre 828 nach dem ihm ebenfalls gehörigen Mülenheim bringen, wo er nun das Kloster Seligenstadt stiftete, das er wohl in Michelstadt gestiftet hätte, wenn die Gebeine der Heiligen mit diesem Aufenthalte zufrieden gewesen wären. In diesem Kloster hat er selbst seine Tage beschlossen.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_018.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)