Seite:Ostindianische Kriegsdienste b8.jpg

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8 Abreiß des Autors von Tiago.

Pulver und alles in die Luft zu jagen / Sich und Uns unsers Elends zu entledigen / welches aber der mildgütige GOTT also vätterlich abgewendet hat. Einer aus Frießland war damahls mit gefangen / ein junger schöner Mensch / der wagte es / und wolte durchgehen / überschmierte Sich deßwegen ganz schwartz / und gieng bloß allerdings wie ein Weibsbild gestaltet / kam auch schon ausser der Wacht / da Ihn ein schwartzer Jung an den Füssen gekennet / die eine weisse Haut herfür sehen liessen / und es anmeldete / und aber darüber so elendiglich zerschlagen wurde / daß Er Sich etliche Zeit nicht regen oder wenden kunte. Dannoch aber / wann Sie in dergleichen Noth kommen / können Sie Sich aufs allerdemüthigste stellen.

Seine Wiedererledigung. Denn da Mich GOtt wieder erlediget hatte meiner Gefängnus / welches zwischen Goa und Calutre geschahe / von unsern Schiffen / die auf die Schiffe / worauf Wir waren / als Feinde / loß giengen / und durch GOttes Gnad auch bestritten / erfuhr Ich recht Ihre feige Hertzen. Denn Sie sperrten Uns / als gefangene Holländer / zusamm / und deliberirten in dem Schiff / welches Wir alles hören kunten / ob Sie Uns wolten leben lassen / oder todt machen ? Theils riethen: Man solte Uns über Port schmeissen / damit wir Uns nicht an Ihnen rächen mötgen / so Wir es den Unserigen erzählten / was Courtoisie Sie an Uns gethan hätten. Theils mißriethen es / um der Esperance, Unsertwegen desto besser Quartir zu haben. Da Wir denn alle sehr leiß höreten / zumahl / da einer unter Uns mit etwas Droh-Worten um Sich wurf / als unsere Flaggen nun da waren. Dann einer unter den Hauffen schon mit dem Lunten auf den Pulver-Kasten zu wolte / und alles in die Luft sprengen / und gewiß gethan hätte / wanns nicht einer von Ihnen Selbst noch erwehret hätte.

Des Autoris Revenge. Ich habe aber für meine dreyzehen-wochige Gefängnus unter den Portugäsen meine Revenge wieder genommen / sonderlich auf der Insel Ceilon, da Ich in fünf / biß sechs Occasionen gewesen / und Wir Sie geschlagen haben. Denn / uneracht unsere Officiers rieffen: Messieurs, oder Soldaten ! Haben Wir den Namen der barmhertzigen Holländer / so lasset Uns die That auch haben / und gebt Quartir! thäten wir dannoch / als hörten Wirs nicht / schossen und schlugen lustig darein / so lang Wir Arm und Hände regen kunten / daß gewiß auf etlich hundert des Aufstehens vergessen. Dann / wie gemeldet / Sie spahren es Uns auch nicht / und wann Sie Uns gleich einen kurtzen Tod anthun könten / mit Ihrem Schieß-Gewehr / und eine Kugel für den Kopf brennen / thun Sie es doch nicht: sondern zerstossen und verwunden Uns mit Ihren langen Steggaren oder Degen / eine lange Zeit / ja noch wohl nach unsern Tod mit zehen oder zwantzig Stichen.

Das Schiff Jungfrau geht wieder weg. Weil nun GOTT der Allmächtige die Gnade gethan / daß obgedachtes unser Schiff / die Jungfrau genennt / der Feind Händen entkommen / viel Todte aufgehabt / viel Beschädigte / auch seinen grossen Mast verlohren / haben Wir ihm allen Beystand gethan / unsere Zimmerleut in einem Wald auf S Tiago einen andern Mast koppen lassen / und nach bester Ihrer Verpflegung / wieder im Namen GOttes fort voneinander gesegelt / und unseren Cours nach der Æquinoctial-Linien[WS 1] genommen. Als Wir aufs neu sechs / oder sieben / Tag auf dem Meer waren / und viel Wind hatten / der Uns nicht diente / bekamen Wir viel Krancke von Tag zu Tag; doch so viel nicht / als auf dem andern Schiff / Hof von Seeland / worauf unser Admiral Krankheit die Kindsbocken. war. Die meisten sind an Kindsbocken / oder Blattern[WS 2] / gelegen / und von

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Æquinoctial-Linien - Der Äquator
  2. Blattern - Heute bekannt als Pocken
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Fünfzehenjährige Kriegsdienste, Nürnberg 1672, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b8.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)