:,: Anne-Marie, was fängst du jetzt an? :,:
„Komm in mein Bettelein, mach mir ein Kindelein!“
An solcher Deutlichkeit steht keine Landschaft hinter der andern zurück. Ein niederrheinisches Lied beginnt:
Wer steht vor der Tür?
„’s ist ein Grenadier!“
Mein Herr, was führt Sie her,
Und was ist Ihr Begehr?
Ich möchte schlafen fein
Bei Ihrem Töchterlein!“
Die Tochter kommt sich noch zu klein vor – aber die Mutter sagt ihr deutlich, daß sie das nicht glaube. Dann bittet die Tochter, die Mutter solle das Licht anzünden, weil der Grenadier sie nicht finden könne. Im letzten Vers wehrt sie ab: sie brauche kein Licht mehr, er habe sie schon gefunden.
Dies Lied führt uns in Zustände ein, die stark an Prostitution erinnern. Solche Lieder scheint’s wirklich außerordentlich viel zu geben. Eins berichtet von einem Abenteuer in einem Hamburger Kaffeehaus. Der Fremde, der hereingewinkt wurde, sollte für die Kanapeefreude fünf Groschen zahlen – und wurde hinausgeworfen, weil er kein Geld nicht besaß. Ein anderes Lied berichtet von einem Bauer, der in die Stadt geht, von einem Mädchen aus Liebe genommen wird, ihr dann aber doch fünf
Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)