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Der Graf und seine Magd

Es schlief ein Graf bei seiner Magd
Bis an den hellen Morgen.
Und als der helle Tag anbrach,
     Da fing sie an zu weinen,

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     Da fing sie an zu weinen.


Weine nicht, weine nicht, du holdes Kind,
Deine Ehr’ will ichs bezahlen.
Ich schenk dir einen Reitersmann,
     Dazu noch tausend Taler,

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     Dazu noch tausend Taler.


Den Reitersmann, den will ich nicht,
Ich will den Herren selber.
Den Herren selber bekommst du nicht,
     Geh’ heim zu deiner Mutter,

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     Geh’ heim zu deiner Mutter.


Ach Tochter, liebes Töchterlein,
Was ist mit dir geschehen?
Nach vor wird dir dein Kleid zu kurz;
     Nach hinten immer länger,

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     Nach hinten immer länger.


Ach Mutter, liebstes Mütterlein,
Geh’ mit mir in die Kammer,
Damit ich beten und weinen kann,
     Und stillen meinen Jammer,

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     Und stillen meinen Jammer.


Empfohlene Zitierweise:
Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)