I. Einleitung.
§ 1. Die Lehre von Raum und Zeit als allgemeine Erscheinungslehre.
Alles, was wir vermittels unserer sinnlichen Werkzeuge wahrzunehmen vermögen, stellt sich uns als Erscheinung im Raume und in der Zeit dar, und wir lassen überhaupt nur das raum-zeitlich sich Darstellende als physische Erscheinung gelten. Da nun einer jeden physischen Erscheinung notwendig räumliche und zeitliche Bestimmtheit zukommt, wird die Lehre von Raum und Zeit in allen Wissenschaften, die sich mit der sinnlichen Erscheinungswelt befassen, kurz in allen Naturwissenschaften, Anwendung und Geltung finden können. Die Lehre von Raum und Zeit ist eben nichts anderes als allgemeine Erscheinungslehre, und die Prinzipien, die sie entwickelt, müssen für alle Erscheinungen, seien sie mechanischer, physikalischer, chemischer oder physiologischer Natur, in gleichem Maße gültig sein. Sie ist eine Prinzipienlehre der Naturwissenschaften und kann füglich auch eine Logik derselben genannt werden. Wenigstens will ich hier nur in diesem Sinne von ihr sprechen.
§ 2. Die notwendige Verbindung von Raum und Zeit.
So selbstverständlich es zu sein scheint, muß es doch gleich im Beginne unserer Untersuchung über Raum und Zeit eindringlichst betont werden, daß es keine sinnlichen Erscheinungen giebt, die sich bloß im Raume oder bloß
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)