so fortzuführen, als ob jenes Wesen ein Bewußtsein hätte. Wir halten zwar daran fest, daß ein Bewußtsein in bloß einer Dimension unmöglich ist, betrachten jedoch diesen Fall als einen Grenzfall unseres Bewußtseins von mehreren Dimensionen. Und indem wir auch diesen Grenzfall in der Rede als eine Art von elementarem Bewußtsein auffassen, wollen wir mit dieser Redewendung bloß der Phantasie einen Vorschub leisten.
Dies zugegeben, werden wir also sagen können, daß jenes Wesen bloß die Zeitprojektionen einer Empfindung in eine punktuelle Erscheinung des Raumes zusammenfassen könne. Es hat bloß die Fähigkeit der Empfindung, und es vermag bloß eine Empfindung zu fassen, die ihm aus den Zeitprojektionen dieser Empfindung zusammenfließt. Kurz, wir erhalten den Satz, daß das Bewußtsein in einer Dimension ein bloß empfindendes Bewußtsein ist. Dieser Satz hat nun allerdings keine Geltung für jenes hypothetische Wesen, er hat aber eine desto größere Bedeutung für uns, die wir über ein mehrdimensionales Bewußtsein verfügen. Wir werden nämlich sagen können, daß unser Bewußtsein, insofern wir es auf eine Dimension beschränkt denken, ein bloß empfindendes ist, und wir erhalten für die psychische Thätigkeit des Empfindens folgende Definition: Empfinden ist die Thätigkeit unseres Bewußtseins, insofern wir diese Thätigkeit bloß auf eine Dimension beschränkt denken, oder kürzer: Empfindung ist das Bewußtsein in einer Dimension.
Nun gewinnt auch der Satz, daß ein Bewußtsein in bloß einer Dimension unmöglich ist, den wir für jenes hypothetische Wesen feststellten, auch für unser mehrdimensionales Bewußtsein eine bestimmte Bedeutung. Wir vermögen nämlich nicht unser Bewußtsein in exakter Weise auf eine Dimension zu restringieren, d. h. es ist uns unmöglich, einen mathematischen Punkt oder richtiger eine mathematisch
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)