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Tage, ja Wochen, aus und schrieben sie auf gutes Papier, das sie sich selbst zu Heften zurechtmachten. Später ließen sie diese Lagen binden und lasen oft nachträglich darin. Wenn sie zu jemand besonderes Vertrauen faßten, ließen sie ihn in dem Ge­heimbuche ihres Lebens lesen. Ließen sie es unverwahrt liegen und machte sich ein Bruder oder ein Besuch darüber und er­fuhren sie dies, so zürnten sie gewaltig. Freilich nahm sich der Vater zuweilen heraus, darin zu blättern und zu lesen; erfuhr er dabei irgend einen Streich, eine Dummheit, eine Willkür­handlung, so gab es für den Tagebuchschreiber einen ent­sprechenden Putzer.

Die drei Brüder, zwei Kreuzschüler und dann Studenten, einer Techniker, haben dies mehrere Jahre hindurch treulich ge­tan und dadurch manches vom Kleinleben der Familie, der Schule und der Stadt festgehalten; von geringerer Bedeutung sind die Eintragungen der Schwester; sie behandelte häusliche Dinge, den Gang zur Kirche, in der sie die Predigten in ihren Hauptteilen festzuhalten suchte. Außerdem beschäftigten sie ihr körperliches Ergehen und kleine oder größere Herzensnöte.

Doch ehe aus den Tagebüchern der drei Söhne erzählt wird, möchte ich aus dem Ausgabebuch des Buchhalters und Kämmerers Rachel, das er von 1819 bis zu seinem Tode 1861 geführt hat, für die Jahrzehnte 1820–1840, hier und da auch für später, einiges berichten. Es wird dies nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft lebende Dresdner interessieren.

Bei der Fülle der Einträge in das von 1819 bis 1861 geführte Ausgabebuch können nur einige wesentliche Punkte hervorgehoben werden. Solange er noch nicht Besitzer des Hauses war, in dem er wohnte, zahlte er für ein geräumiges halbes Stockwerk 60 Taler. Als er sich als Besitzer mehr ausbreitete, rechnete er sich seine Wohnung erst 150 Taler, später 200 Taler an. Für die Wirtschaft gab er jahrelang monatlich 40 bis 50 Taler aus. Doch schaffte er nebenbei manches an, etwa 1/4 Zentner Kaffee (für 6 Taler), ein Reh (3 Taler), „Schweinewildpret“, Hasen, Rebhühner oder einen Schinken (1834 1 Tlr. 20 Gr.). Der Lohn der Magd betrug in den zwanziger Jahren 3 Taler vierteljährlich; Mitte der dreißiger Jahre steigt er auf

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/44&oldid=- (Version vom 5.3.2024)