die Schärfe des Schwertes ab, trotzte den Werkzeugen der Grausamkeit, überzeugte Richter, und bekehrte Henkersknechte.“[1] Kurz, die Mittel, die ihre Feinde anwendeten, sie zu vertilgen, dienten nur, ihre Anzahl zu vermehren; und durch die tiefe Weisheit Gottes wurden selbst Diejenigen zu Beförderern der Wahrheit gemacht, welche mit allen ihren Anschlägen ihr entgegen zu wirken suchten. Damals ward bei den Christen kein eitler Gedanke, kein unnützes Wort, keine ungeziemende Handlung, nein, nicht einmal ein unbescheidener Blick gestattet. Putz und Kleiderpracht, Verbeugungen oder körperliche Ehrenbezeugungen waren keinesweges bei ihnen erlaubt; noch weniger aber fand man unter ihnen weder Beispiel noch Nachsicht für solche niedrige Unsittlichkeiten und schändliche Laster, als unter den jetzigen Bekennern des Christenthumes im Schwange gehen. Jene waren nicht besorgt, wie sie ihre kostbare Zeit vertreiben und verschwenden sollten; nein, sie suchten dieselbe vielmehr sorgfältig zu erkaufen;[2] damit ihnen genug davon übrig bliebe, das wichtige Heil ihrer Seelen zu bewirken, welches sie denn auch mit Furcht und Zittern sorgsam thaten. Daher hatten sie auch keine Bälle und Maskeraden, keine Schauspiele, keine Tanzparthieen, Gastereien und Spielgesellschaften. Nein! Nein! „Ihren himmlischen Beruf und ihre Erwählung sicher zu stellen“[3] war ihnen weit wichtiger und theurer, als der Genuß armseliger, geringfügiger Freuden der Vergänglichkeit. Denn, da sie, wie Moses, den Unsichtbaren gesehen, und erkannt hatten, daß seine liebende Güte besser als das Leben, der
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/037&oldid=- (Version vom 1.8.2018)