ist, nur wenig geachtet. Ich könnte mich in Ansehung dieses thörichten und eitlen Aberglaubens auf die eigene Ueberzeugung dieser Kreuzträger berufen; und o! wie sehr verschieden ist das ihrige von dem heiligen Kreuze Jesu, welches die Sünde im Menschen zerstöret!
§. 11. Auch ist ein eingesperrtes Klosterleben, worin so Viele eine prahlerische Gerechtigkeit suchen, eben so wenig zu empfehlen, oder nur im mindesten mit der Natur und Eigenschaft des wahren Kreuzes vereinbar. Denn, wenn dasselbe auch nicht, wie andere Dinge, unerlaubt wäre, so ist es doch unnatürlich; und wahre Religion leitet nicht dazu an. Die Zelle des wahren Christen ist in seinem Innern, wo die Seele, von der Sünde geschieden, eingeklöstert ist. Diese geistliche Zelle tragen die wahren Nachfolger Christi beständig mit sich, indem sie sich nicht dem Umgange mit der Welt entziehen, sondern in ihrem Umgange mit derselben, vor dem Bösen, das sie hat, in Acht nehmen. Klöster sind Wohnsitze einer trägen, schmutzigen, unnützen Selbstverleugnung, wodurch die Menschen Andern lästig fallen, um ihren Müßiggang zu nähren; eine Art religiöser Narrenhäuser, in welche man die Verrückten einsperrt, damit sie draußen kein Unheil anrichten; das mag wohl heißen: Patience par forçe, (Geduld aus Zwang); eine Selbstverleugnung wider Willen, welche die Menschen eher dumm als tugendhaft macht, und sie lieber vor der Versuchung verschließt, als sie zur Standhaftigkeit in derselben anleitet. Als wenn es ein Verdienst wäre, das nicht zu thun, wozu man nicht versucht wird. Was aber das Auge nicht betrachtet, wird das Herz nicht begehren und auch nicht zu bereuen haben.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/084&oldid=- (Version vom 1.8.2018)