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einathmet, ohne welchen sie vor ihm nicht leben und noch weniger ihn recht anbeten kann. Dieses erklärt uns Gott durch Hesekiel, als derselbe ein Gesicht von der Wiederherstellung des Menschengeschlechts hatte, und, auf eine unter den Propheten übliche, aber oft auch mißverstandene, Art zu reden, unter der Benennung von Israel zu dem ganzen Volke des Herrn sagte: „So spricht der Herr: Ich will eure Gräber aufthun, … und will meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt.“[1] Obgleich nun auch Christus seine Jünger lehrete, wie sie beten sollten, so waren sie doch, ehe er ihnen diesen Unterricht ertheilte, in gewissem Betracht schon wirkliche Jünger, und keine weltlichgesinnte Menschen, deren Gebet dem Herrn ein Greuel ist. Auch läßt sich daraus, daß Christus seinen Jüngern die Gegenstände anzeigte, um welche sie bitten sollten, nicht vernünftig schließen, daß jeder Mensch das Gebet, welches er seinen Jüngern zu beten empfahl, nachbeten müsse, er möge es mit demselben Herzen oder in derselben Gemüthsverfassung jener armen Nachfolger thun oder nicht, wie heutiges Tages auf eine nur zu abergläubische und anmaßende Weise geschiehet. Nein! so wie Christus seine Jünger damals lehrete, wie sie beten sollten, müssen auch wir jetzt nicht unsere eigenen oder selbst erdachten Gebete, sondern diejenigen, die Er uns lehret, hervorbringen; das heißt: wir müssen solche Gebete verrichten, als Er in uns wirket, und wozu Er uns, wie ehemals seinen Jüngern, die Fähigkeit verleihet.

§. 5. Denn, wenn wir nicht sorgen sollen, wie, oder was wir reden wollen, wenn wir vor weltliche Fürsten


  1. Hes. 37, 12–15.
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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/095&oldid=- (Version vom 1.8.2018)