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eine Stelle überführt die allgemeine Christenheit ihres großen Unglaubens; indem sie bittet, aber nicht empfängt.

§. 16. Einige werden vielleicht sagen, es sei unmöglich, daß ein Mensch Alles, was er bitten mag, erhalten könne. Es ist aber nicht unmöglich, daß der Mensch, der im wahren Glauben an die Kraft Gottes und nach der Leitung seines Geistes betet, alles Das, um welches er so bittet, empfange, und die Früchte des Glaubens sind keinesweges unerreichbar für Diejenigen, welche wahrhaft an den Gott glauben, der sie darreichen kann. Denn, als Jesus zu dem Obersten sagte: „Wenn du glauben kannst?“ fügte er hinzu: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“[1] Hierauf werden Andere erwiedern, es sei unmöglich, einen solchen Glauben zu haben; denn die Ungläubigen möchten gern ihren Mangel an Glauben damit entschuldigen, daß sie es für unmöglich halten, ihn zu besitzen. Allein Christus widerlegt diese Einwendung vollkommen in seiner Antwort, die er den Ungläubigen jenes Zeitalters in den Worten gab: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“[2] Hieraus folgt nun, daß es eben so wenig bei Gott unmöglich ist, einen solchen Glauben zu geben, als es gewiß ist, daß man ohne denselben „Gott unmöglich gefallen könne;“ wie der Verfasser der Epistel an die Hebräer lehret. Und wenn es also nicht möglich ist, daß Jemand ohne Glauben Gott gefallen könne, so kann auch gewiß Niemand ohne diesen köstlichen Glauben erhörlich zu Gott beten.


  1. Matth. 9, 23.
  2. Matth. 19, 26. Luk. 18, 27.
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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)