der Güter, Einkerkerungen und Verbannungen statt fanden; und zur Rechtfertigung dieser Wahrheit berufe ich mich auf die Geschichte aller Zeiten. Wie es in unserm Zeitalter hiermit stehet, überlasse ich den Lebenden aus eigener Erfahrung und Beobachtung zu beurtheilen. Nur einige Thatsachen liegen uns so klar vor Augen, daß sie unserer Bemerkung schwerlich entgehen können: Die Menschheit ist nicht bekehrt, sondern in einem so hohen Grade, auf eine so verfeinerte Art verderbt, daß die Geschichte voriger Zeiten uns kein Beispiel davon liefert. Die Gottesverehrung der Christen ist, augenscheinlich, in Zeremonie und Pomp ausgeartet. Der geistliche Stand sucht größtentheils unter dem Vorwande der geistlichen Beförderung, nur weltliche Vortheile; indem gewöhnlich bei Denen, die sich demselben widmen, die Aussicht zu einer gemächlichen zeitlichen Versorgung die Haupttriebfeder in der Bestimmung ihrer Wahl ist, und fast Jeder von ihnen sich bereit findet, seine gegenwärtige Stelle zu verlassen und um eine andere zu werben, sobald diese ihm einen höhern Rang und reichlichere Einkünfte darbietet. Es muß uns also klar einleuchten, daß Stolz und Geiz die beiden unglücklichen Leidenschaften sind, von denen der gute fromme Petrus wohl voraussah, daß sie ihnen zu Fallstricken werden würden, und durch welche sie so viel Unwissenheit, Irrthum und Religionsverachtung in der Christenheit erzeugt haben.
§. 17. Das Mittel nun, aus dieser unglücklichen Abweichung und Verirrung zurückkommen, ist kein anderes, als daß man sich eine lebendige, seligmachende Erkenntniß der Religion Jesu, nämlich eine innere Erfahrung von dem Werke Gottes in der Seele, erwerbe.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)